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Iran warnt vor einem Angriff

Präsident Ahmadinedschad: Werden »den Feinden die Hände abschlagen«

Teheran/Moskau (dpa). Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad hat im Konflikt um das Atomprogramm mit scharfen Worten vor einem Krieg gegen sein Land gewarnt.
Sollte der Iran herausgefordert werden, werde man »den Feinden die Hände abschlagen und sie dazu bringen, dass sie ihre Aggression bereuen«, sagte Ahmadinedschad gestern zum »Tag der Armee«. Die jüngste Zuspitzung in der Iran-Frage trieb den internationalen Preis für Rohöl auf eine Rekordhöhe. Gestern Abend stimmten die fünf Vetomächte im UN-Sicherheitsrat sowie Deutschland auf der Ebene stellvertretender Außenminister in Moskau die gemeinsame Iran-Politik ab.
Gleichzeitig mit Ahmadinedschads Warnung bekräftigte die iranische Führung ihre grundsätzliche Bereitschaft zu Verhandlungen mit den USA, nachdem zuvor die US-Regierung stärkeren Druck gegen Teheran angedroht hatte. Diese Äußerungen aus Washington ließen den US-Ölpreis im Londoner Vormittagshandel auf den Rekordstand von 70,88 Dollar pro Barrel (je 159 Liter) der Sorte WTI zur Auslieferung im Mai steigen. Auch das Rohöl der Organisation Erdöl exportierender Länder (OPEC) brach alte Höchstmarken.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow forderte vor den internationalen Gesprächen in Moskau den Iran auf, wieder enger mit der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) in Wien zusammenzuarbeiten. An den Gesprächen sollten die fünf Sicherheitsratsmitglieder Russland, USA, Frankreich, Großbritannien und China sowie Deutschland teilnehmen. In Moskau wurden keine entscheidenden Fortschritte von dem Treffen erwartet.
Russland favorisiert weiterhin eine Lösung des Konflikts auf Verhandlungsbasis. »Wir sind überzeugt, dass weder Sanktionen noch Gewalt zur Lösung des Problems führen«, sagte ein Sprecher des Außenministeriums. Neben Russland lehnt auch China Sanktionen gegen den Iran ab.
US-Präsident George W. Bush hat im Atomkonflikt mit dem Iran auch einen Nuklearschlag nicht
ausgeschlossen. »Alle Optionen liegen auf dem Tisch«, sagte er zu entsprechenden Berichten in US-Medien. »Alle Optionen liegen auf dem Tisch«, bekräftigte er auf die Frage, ob ein Atomangriff zu den Mitteln zähle, auf die die USA in dem Konflikt zurückgreifen könnten. »Wir wollen das Thema diplomatisch lösen und wir arbeiten hart daran, dass dies gelingt«, fügte er jedoch hinzu.
Aus Protest gegen die Atom-Politik der Teheraner Regierung ketteten sich in Berlin 20 Exil-Iraner an der iranischen Botschaft an. Die Demonstranten trugen Transparente mit Aufschriften wie »Keine Atommacht Iran« und verteilten Flugblätter. Die Polizei setzte Bolzenschneider ein, um die an dem Botschaftszaun angebrachten Ketten zu durchtrennen.
China hat sich dem Iran gegenüber besorgt über die Verschärfung des Atom-Konflikts geäußert. Bei einem Besuch des chinesischen Vize-Außenministers Cui Tiankai am Freitag in Teheran habe Cui den Iran und anderer Länder dazu aufgerufen, Konfrontationen zu vermeiden, sagte ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums gestern. China hoffe, dass alle Seiten Zurückhaltung und Flexibilität an den Tag legten, damit es zu einer Lösung durch diplomatische Verhandlungen komme. Diese Position habe Cui der Regierung in Teheran verdeutlicht.
Inspektoren der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) werden den Behörden in Teheran zufolge am Freitag in den Iran reisen, um die Atomanlagen des Landes zu begutachten. Bei dem Besuch werde über die Anreicherung von Uran gesprochen werden, sagte gestern ein Behördenmitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden.

Artikel vom 19.04.2006