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Israel hält sich noch zurück

Hamas-Regierung für Selbstmordanschlag verantwortlich gemacht

Jerusalem (dpa). Einen Tag nach dem blutigen Selbstmordanschlag in Tel Aviv hat Israel die neue palästinensische Regierung der radikal-islamischen Hamas-Bewegung für die Tat verantwortlich gemacht.Der Selbstmordattentäter Sami Salim Hamad war erst 18 Jahre alt.
Ministerpräsident Ehud Olmert sagte gestern während einer Beratung über das weitere Vorgehen gegenüber der Autonomiebehörde, die Hamas könne sich »vor dieser Verantwortung nicht drücken«. Gleichzeitig hieß es, Israel plane zunächst keinen größeren Militäreinsatz gegen die palästinensische Regierung.
Die Hamas hatte den Anschlag, bei dem am Montag ein Palästinenser sich selbst und neun weitere Menschen getötet hatte, als »Selbstverteidigung« bezeichnet. Hamas-Präsident Ismail Hanija bekräftigte gestern noch einmal ausdrücklich seine Unterstützung für das Attentat. Palästinenser-Präsident Mahmud Abbas kündigte dagegen an, die Verantwortlichen dafür zu verfolgen.
Der israelische Online-Dienst »ynet« meldete, bei der Dringlichkeitssitzung Olmerts mit dem engsten Ministerkreis seien lediglich »punktuelle Militäreinsätze« in den Palästinensergebieten beschlossen worden. Israelische Medien hatten vor dem Treffen berichtet, Sicherheitsexperten wollten Olmert empfehlen, die Hamas- Regierung offiziell zum Feind zu erklären.
Bei der Beratung wurde auch beschlossen, palästinensischen Ministern und Abgeordneten der Hamas, die in Ost-Jerusalem leben, die israelische Staatsbürgerschaft entziehen. Damit könnten sie nicht mehr in Ost-Jerusalem leben, das Israel nach der Eroberung 1967 annektiert hatte. Damals erhielten alle Einwohner des arabischen Teils der Stadt die israelische Staatsbürgerschaft. Von der Entscheidung sind drei Hamas-Politiker betroffen, darunter der ranghohe Funktionär Mohammed Abu Tir.
Zudem will Israel die Grenzkontrollen für Palästinenser verschärfen, gegen illegale Arbeiter vorgehen und den Bau der Sperranlage im Bereich Jerusalem beschleunigen. Wegen möglicher weiterer Attentate versetzte Israel seine Sicherheitskräfte in höchste Alarmbereitschaft. Die radikale Palästinenserorganisation Islamischer Dschihad hatte sich zu der Tat bekannt und weitere Anschläge angedroht. 70 weitere Selbstmordattentäter stünden bereit.
Der palästinensische Selbstmordattentäter hatte sich am Ostermontag an einem Schnellimbiss in Tel Aviv in die Luft gesprengt und neun Menschen mit in den Tod gerissen. Unter den Opfern waren zwei Gastarbeiterinnen aus Rumänien und eine französische Touristin. Seite 4: Leitartikel

Artikel vom 19.04.2006