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»Adieu« und
»Lebewohl«

Vom Sprachverschleiß


Zu der Diskussion Tschüs oder Servus?
Als »alter Lateinlehrer«, der zudem 13 Jahre in Köln gewohnt hat, mache ich mir so meine Gedanken zum »Kampf« zwischen »Servus« und »Tschüs«. Der historische Hintergrund zum »Tschüs«:
Im Spanischen Erbfolgekrieg (1700-1713), nach dem Tode des letzten Habsburger Kaisers Karls II., gab es in Köln eine spanische Besatzung.
Der Abschiedsgruß der Soldaten war »A dios« (Mit Gott!) Die Kölner hörten daraus nach und nach nur doch »Djos«, woraus durch »Sprachverschleiß« schließlich das »Tschüs!« wurde. Ähnlich ging es nach dem Ersten Weltkrieg mit dem Gruß der französischen Besatzung in Köln: Das »A dieu« (»Mit Gott!«) machten die Kölner zu einem Wort »Adieu!« und meinten »Lebe wohl«!
Welcher Gruß ist nun »fremder«? Alle drei Grüße, Adios, Tschüs und Adieu, bedeuten doch »Mit Gott«. Auch wenn die meisten, die heute »Tschüs!« sagen, gar nicht wissen, wie fromm sie sind. Alle drei Grußworte aber geben, wenigstens dem Wortsinn nach, Gott die Ehre, während das bayerische »Servus« (»Ergebenster Diener«) nur dem menschlichen Adressaten die Ehre erweist.
Aber bei jedem Gruß kommt es immer noch auf seine Ehrlichkeit an. Also: Vielleicht doch. . . ? Oder. . . ? Oder doch »Grüß Gott?«
GERHARD TERHOEVEN33014 Bad Driburg

Artikel vom 12.05.2006