24.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Hamburger Angst
vor dem Absturz

Bayer Leverkusen hat einen Lauf

Hamburg (dpa). Beim Hamburger SV geht die Angst um. »Auf keinen Fall darf es so kommen wie in der vergangenen Saison«, bat Stürmer Benjamin Lauth nach dem 0:2 (0:1) gegen Bayer Leverkusen.

Das Schreckensszenario: In den letzten vier Bundesliga-Spielen des Vorjahres holte der HSV nur einen Punkt und stürzte aus den sicher geglaubten UEFA-Cup-Rängen in die harte Qualifikationsmühle des UI-Cups. Nun hat das Finish der letzten vier Spieltage erneut mit einer Niederlage begonnen. Diesmal geht es jedoch um höhere Beträge: die Champions League.
Statt heimlichen Meisterschaftsgelüsten zu frönen, konzentrieren sich die Hamburger nun auf einen schonungslosen Zweikampf mit Werder Bremen um Platz zwei. »In der Meisterschaft ist der Zug abgefahren«, gestand Verteidiger Bastian Reinhardt. »War heute Tag für Torwart, nicht für Stürmer«, grollte der Brasilianer Ailton, der drei klarste Chancen vergab. »33:11 Torschüsse und trotzdem verloren - das ist ja unfassbar«, stöhnte HSV-Chef Bernd Hoffmann. Allerdings: Ex-Hamburger Hans-Jörg Butt zeigte eine erstklassige Leistung.
Warnrufe, es könnte sich ein Dejavu des vergangenen Saisonfinales einstellen, will HSV-Trainer Thomas Doll nicht hören. »Die Vergangenheit interessiert uns nicht. Wir sind jetzt so gefestigt, da wird uns so ein Spiel nicht umhauen. Unser Weg geht weiter.«
Stolz räumten die Leverkusener die Arena. Mit dem glücklichen Erfolg durch Tore von Simon Rolfes (8.) und Paul Freier (77.) knöpften sie den Hamburgern den Titel »beste Rückrundenmannschaft« ab. Neun Siege in 14 Spielen und 28 Punkte weist die Bilanz seit Januar aus.
»Wir haben einen Lauf, wir spielen sogar ein bisschen wie der FC Barcelona«, meinte Sportchef Rudi Völler. Die fünftplatzierte Werkself sieht nun beste Chancen, auch am Ende der Saison auf einem internationalen Startplatz zu stehen. »Wir haben die Klasse, den UEFA-Cup zu schaffen«, versicherte Torhüter Butt.
Besonders im Bayer-Blickpunkt steht Routinier Jens Nowotny. Zum einen hat ihn Bundestrainer Jürgen Klinsmann zum Fitnesstest der Nationalmannschaft eingeladen, zum anderen steht die Arbeitsplatzwahl für die nächste Saison aus. »Er wird sich am Wochenende mit seiner Familie und seinem Berater zusammensetzen. Ich hoffe und wünsche, dass er bei uns bleibt«, sagte Völler. Einer möglichen Rückkehr in die Nationalmannschaft sieht Nowotny entspannt entgegen. »Ich habe keine Probleme mit Fitness und Schnelligkeit. Mal sehen, ob es reicht. Ich bin jedenfalls bereit.«

Artikel vom 24.04.2006