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Deutsche Bischöfe: für
Integration einsetzen

Erste Osteransprache Benedikts XVI. als Papst

Vatikanstadt/Paderborn (Reuters). Papst Benedikt XVI. hat in seiner ersten Osteransprache als Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche dazu aufgerufen, internationale Konflikte friedlich beizulegen.
Kardinal Karl Lehmann fordert eine stärkere Ächtung der »Ehrenmorde«.
Vor 100 000 Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom sagte er am Sonntag, im Atomkonflikt mit dem Iran hoffe er auf eine für alle Seiten akzeptable Lösung.
Benedikt stand auf der Loggia des Petersdoms, auf die er vor fast einem Jahr auch erstmals als Papst vor die Gläubigen getreten war. »Was die internationalen Krisen im Zusammenhang mit der Atomkraft angeht, so möge durch ernsthafte und aufrichtige Verhandlungen eine für alle ehrenvolle Schlichtung erreicht werden«, sagte der Papst mit Blick auf den Atomstreit mit dem Iran.
»Über die tragische Gewalt im Irak, die weiterhin erbarmungslos Opfer dahinrafft, obsiege endlich der Friede«, sagte Benedikt. »Frieden wünsche ich von Herzen auch denen, die in den Konflikt im Heiligen Land verwickelt sind, und ermutige alle zu einem geduldigen und beharrlichen Dialog, der die alten und neuen Hindernisse aus dem Wege räumt.«
Er ergänzte: »Die Internationale Gemeinschaft, die das Recht Israels auf eine Existenz in Frieden erneut bekräftigt, möge dem palästinensischen Volk helfen, die prekären Umstände, unter denen es lebt, zu überwinden und seine Zukunft aufzubauen, indem es der Bildung eines wirklichen Staates entgegengeht.«
Mit Blick auf die innenpolitische Lage in Italien nach der Parlamentswahl rief Benedikt die Politiker zur Einigkeit auf. Gott möge diejenigen stärken, die wirklich dem Gemeinwohl dienen wollten. Ministerpräsident Silvio Berlusconi lehnt es derzeit ab, einen Sieg der Opposition unter Führung von Romano Prodi anzuerkennen.
Der Papst wünschte auch Frieden für die sudanesische Krisenregion Darfur und andere Regionen Afrikas. Er rief zudem zu einer Verbesserung der Lebensumstände und einer Demokratisierung in Lateinamerika auf.
Die deutschen Bischöfe haben an Ostern zu einem verstärkten Einsatz für Ausländer-Integration, soziale Gerechtigkeit und Lebensschutz aufgerufen. Einen Neuanfang bei der Integration von Migranten in Deutschland forderte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann. Er mahnte, Politiker, aber auch die Immigranten selbst müssten sich stärker für Fragen der Integration engagieren.
Der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker bezeichnete in seiner Osterpredigt die Botschaft der Auferstehung als »Alternative gegen Tod und Vergänglichkeit und damit gegen Pessimismus und Sinnlosigkeit«. In einer Gesellschaft, in der der Mensch weitgehend zu einem Massenartikel geworden sei, wiege der christliche Glaube an die Auferstehung daher umso mehr.
Vor einem Leben auf Kosten anderer warnte der Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Alfred Buß. Das »Gleichgewicht des Lebens« durch Gedankenlosigkeit oder egoistisches Gewinnstreben zu verletzen, das bleibe nicht folgenlos. Überbordende Gewinne von Kapitalgesellschaften würden heute mit dem Abbau von Arbeitsplätzen verknüpft, um morgen noch besser dazustehen. Rund um den Globus gebe es Güter, Dienstleistungen, Informationen und Finanzkapital. »Doch wer wird dabei arm und wer wird reich?«, fragte Buß.

Artikel vom 18.04.2006