18.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Donau ist in Rumänien ein Meer

Wasser steigt weiter - 50 000 Hektar geflutet - Aufräumen an der Elbe

Bukarest/Hamburg (dpa). Während sich die Lage in den norddeutschen Hochwassergebieten an der Elbe über Ostern zusehends normalisiert hat und die Aufräumarbeiten auf Hochtouren laufen, stehen Tausende Menschen in den osteuropäischen Ländern an der Donau und ihren Nebenflüssen vor den Trümmern ihrer Existenz.

Besonders schlimm betroffen ist der Südosten Rumäniens. Obwohl 50 000 Hektar Ackerland und Wiesen - etwa die doppelte Fläche der Stadt Frankfurt/Main - durch gezielte Deichöffnungen geflutet wurden, um Dörfer und Städte zu schonen, mussten 1500 Anwohner ihre Häuser verlassen. Die Donau wirkt dort weithin wie ein Meer.
Etwa 1000 Kilometer lang ist die Donau, mit 2850 Kilometern nach der Wolga Europas zweitgrößter Fluss, allein in Rumänien. Von West nach Ost durchfließt die Donauflut aus Mitteleuropa das Karpatenland in voller Breite, bevor sie Ende des Monats das Donaudelta erreicht und sich ins Schwarze Meer ergießt. So viel Wasser wie derzeit hat der Strom auf seinem rumänischen Abschnitt seit mehr als 100 Jahren nicht mehr ins Land geführt.
Die Behörden gaben höchste Alarmstufe. Die größte Gefahr besteht jetzt zwischen den Orten Giurgiu und Tulcea, wo das Wasser in den nächsten Tagen noch um 35 Zentimeter steigen soll. Im Westen des Landes dagegen wurden leicht sinkende Pegelstände registriert. Gründe des Hochwassers sind die Schneeschmelze und starke Regenfälle.
Kritisch ist die Situation auch in Bulgarien: In allen Donaugemeinden bleib gestern der Notzustand in Kraft. Bei Widin wurde der Aufbau eines Zeltlagers für 4000 Menschen abgeschlossen. Für den Fall einer Massenevakuierung sollen sie dort untergebracht werden. Obwohl die Donau in Bulgarien gestern langsamer oder nicht mehr angestiegen war, blieb die Lage in der Stadt Nikopol kritisch. Die Stromversorgung in einem vor vier Tagen überfluteten Stadtviertel war unterbrochen. Für morgen wird ein weiteres Ansteigen der Donau befürchtet.
In Ungarn herrschte gestern höchste Alarmstufe am Unterlauf der Theiß, dem größten Nebenfluss der Donau. Als besonders gefährdet galten die Städte Szolnok und Szeged. Aus Serbien berichteten die Behörden von stgagnierenden Wasserständen. Jedoch seien die Pegelstände mancherorts 40 Zentimeter höher als im Flutjahr 1981. Von neuen Gefahren wird aus den Gebieten um die Flüsse Begej und Tisa in der nördlichen Provinz Vojvodina gewarnt. Niedrigere Teile der Industriestadt Zrenjanin sind überflutet. In den kommenden Tagen könnte eine weitere Welle aus Ungarn die maroden Deiche zerstören.
In Deutschland hingegen ist der Wasserstand der Elbe im schleswig-holsteinischen Lauenburg über das Osterwochenende viel schneller gesunken, als es die Experten erwartet hatten. Wie ein Sprecher des Wasser- und Schifffahrtsamtes berichtete, stand das Wasser am Pegel gestern bei 7,79 Metern. Normal sind es dort fünf Meter. Vor einer Woche hatte das Hochwasser mit 9,10 Metern seinen höchsten Stand erreicht und große Schäden angerichtet.

Artikel vom 18.04.2006