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Paul-Gerhardt:
Antrag gescheitert

Kirchenjuristen: »Nicht zuständig«

Bielefeld (mm). Die Verwaltungskammer der Evangelischen Kirche von Westfalen hat den Antrag des früheren Kirchmeisters der Paul-Gerhard-Gemeinde, Hermann E. Geller, zurückgewiesen, per einstweiliger Anordnung die laufenden Verkaufsverhandlungen mit der Jüdischen Kultusgemeinde zu stoppen. Die Kammer erklärte sich für nicht zuständig.

Wie das WESTFALEN-BLATT berichtete, sieht Geller in der Aufnahme der Verkaufsverhandlungen eine gravierende Verletzung der Fusionsvereinbarungen mit der Neustädter Mariengemeinde, mit der die Paul-Gerhardt-Gemeinde an der Detmolder Straße im September 2004 zusammengelegt wurde. Obwohl sich die Paul-Gerhardt-Gemeindeversammlung mehrheitlich gegen den Verkauf an die Jüdische Kultusgemeinde ausgesprochen habe, seien von der Neustädter Marienkirchengemeinde die Verhandlungen aufgenommen worden. »Das ist rechtswidrig«, argumentiert Geller.
Der Kirchmeister a.D. bedauert, dass sich die Verwaltungskammer, der zwei Berufsrichter und eine Theologin angehören, nur formell mit seinem Antrag befasst »und dafür vier Wochen gebraucht« hat. Die Kammer habe zur Begründung erklärt, zwar für Streitigkeiten zwischen Gemeinden und einem Kirchenkreis oder der Landeskirche zuständig zu sein, nicht aber für Konflikte zwischen Gemeinden untereinander, sagt Geller: »Dieser Sonderfall ist offenbar nicht vorgesehen.«
Innerhalb von 14 Tagen kann er nun die Verwaltungsgerichtsbarkeit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) anrufen und Beschwerde gegen den Spruch der Verwaltungskammer einlegen. »Ich werde diesen Schritt auch tun«, kündigt Geller an, der von zahlreichen Gemeindegliedern unterstützt wird.
Gleichwohl hält er es für nicht ausgeschlossen, dass sich auch die höchste verwaltungsrechtliche Instanz der Evangelischen Kirche nicht inhaltlich mit der Beschwerde befasst. Sollte dies der Fall sein, bleibe nur noch der Gang zum Verwaltungsgericht Minden. Auch dazu ist Hermann E. Geller bereit: »Es darf keine rechtsfreien Räume geben.«
Geller betont, dass Glieder der Paul-Gerhardt-Gemeinde binnen kürzester Frist Spenden in Höhe von 25 000 Euro zum Erhalt von Kirche und Gemeindezentrum fest zugesagt hätten.
Die Jüdische Kultusgemeinde möchte die Paul-Gerhardt-Kirche an der Detmolder Straße in eine Synagoge umwandeln. Man hofft, die Verhandlungen noch in diesem Jahr erfolgreich abschließen zu können. Wegen der schwierigen finanziellen Lage seiner Gemeinden unterstützt der Kirchenkreis die Kaufverhandlungen.

Artikel vom 14.04.2006