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Jesus begegnet noch
heute den Menschen

Katholiken der Heilig-Geist-Gemeinde auf dem Kreuzweg

Von Matthias Meyer zur Heyde und Carsten Borgmeier (Foto)
Bielefeld (WB). »Menschen begegnen sich, und Jesus begegnet den Menschen« - von diesem Gedanken beseelt, begaben sich am Karfreitag etwa 100 Katholiken der Heilig-Geist-Gemeinde auf den Kreuzweg.

Im Gedenken an Jesu schweren Weg vom Richthaus des Pontius Pilatus zum Hügel Golgatha folgten die Gläubigen einem großen Birkenkreuz, das im Wechsel von einzelnen Gemeindemitgliedern geschultert wurde. In sieben Stationen ging es hinauf zur alten Klosterruine auf dem Jostberg. Seit zwei Jahrzehnten ist der Kreuzweg religiöser Brauch, der zunächst an der (mittlerweile abgebrochenen) katholischen Kirche an der Mönkebergstraße begann, jetzt jedoch, dem ökumenischen Geist verpflichtet, von der evangelischen Markuskirche (Hoberge-Uerentrup) seinen Anfang nimmt.
Erste Station war der konfessionsübergreifende Gottesdienst. »Durch die gemeinsamen religiösen Inhalte bleiben wir einander verbunden«, sagte der evangelische Pfarrer Volker Tosberg. »Die Wurzel des christlichen Glaubens trägt uns beide«, stimmte der katholische Priester Dr. Dr. Markus Jacobs zu.
17 Lektoren führten die Gläubigen an die Passion Christi heran. »Wir übertragen die überlieferten Situationen von der Via Dolorosa auf unser eigenes Leben, wir tragen das Kreuz, wir helfen - wie einst Simon von Cyrene - in der Not, und wir bitten wie der reuige Schächer um Vergebung«, erläuterte Gemeindereferentin Mechtild Grunenberg zentrale Ideen hinter dem Kreuzweg.
Der Gemeinderatsvorsitzende Wilfried Schacker legte sich als erster das mindestens 20 Kilogramm schwere Kreuz auf die Schulter, andere zeigten die ausdrucksstarken Holzschnitte des christlichen Künstlers Walter Habdank. Und der Kreuzweg ist nicht nur etwas für reife Gläubige: Max, gerade sechs Jahre alt und schon zum zweiten Mal dabei, trug die Stricke, mit denen die Häscher Jesus eins gebunden hatten. Wiebke (8) hielt den essiggetränkten Schwamm, mit dessen Hilfe der Gekreuzigte »erfrischt« worden war, und Lukas (6) zeigte die Dornenkrone - drei der (bis zu 30) Marterwerkzeuge, die in der christlichen Ikonographie des »Schmerzensmannes« einen festen Platz einnehmen.
Den Pfad hinauf zum Ziel beschritten die Gläubigen in ehrfürchtigem Schweigen. An ausgewählten Haltepunkten machten Lieder und die Lektüre der Leidensgeschichte den Begegnungsgedanken deutlich; den Rückweg hingegen legten die »Nachfolger Christi« in gelöster Stimmung zurück - in dankbarer Vorfreude auf die Botschaft des Ostersonntags, die da lautet: Auferstehung und Befreiung von der Sünde.

Artikel vom 18.04.2006