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Mann zersägt:
Der Tatablauf
scheint geklärt

Ehefrau bestreitet weiter vehement

Von Christian Althoff
Horn-Bad Meinberg (WB). Elf Wochen, nachdem in Horn-Bad Meinberg (Kreis Lippe) Kaufmann Herbert B. (47) getötet und zerstückelt worden war, steht für die Mordkommission jetzt der Ablauf des Verbrechens weitgehend fest.
Da waren sie noch glücklich: Marina P. und ihr Mann Herbert B. im vergangenen Jahr.

Die Ermittler gehen davon aus, dass der Diplom-Kaufmann am Samstag, dem 28. Januar, von seiner lettischen Frau (41) mit einem schweren Werkzeug im Ehebett erschlagen worden ist - möglicherweise im Schlaf. Dann soll Marina P. die Leiche ihres Mannes ins Badezimmer geschleift und in die Wanne gewuchtet haben. Hier soll die Frau Herbert B., der seit 20 Jahren für ein Paderborner Unternehmen Erwachsene im Umgang mit Computern schulte, zersägt haben.
Rekonstruiert wurde dieser mutmaßliche Ablauf des Verbrechens vor allem anhand von Blutspuren, die nur unzureichend beseitigt worden waren und von der Kripo sichtbar gemacht werden konnten. Zudem sollen Gewebespuren im Abfluss der Badewanne sichergestellt worden sein.
Marina P. soll die sterblichen Überreste ihres Mannes in Plastiktüten verpackt und in einen nahen Wald gebracht haben, wo ein Rentner am 3. Februar beim Holzhacken auf eine der Tüten gestoßen war. Einen Tag später war die Ehefrau in Untersuchungshaft genommen worden.
Unsicher sind die Ermittler derzeit noch, ob Marina P. die Tat alleine begangen und auch den Toten alleine beseitigt hat. Denn bei der Polizei hat sich ein Zeuge gemeldet und ausgesagt, er habe damals einen Mann und eine Frau mit Plastiktüten im Wald gesehen. Die Frau habe einem Foto der festgenommenen Ehefrau geähnelt, das er später in der Zeitung gesehen habe, gab der Mann zu Protokoll.
Bereits kurz nach der Tat hatten die Ermittler zwei Russlanddeutsche aus Paderborn als mögliche Komplizen der Ehefrau in Verdacht. Doch diesen Männern, die seit Monaten mit Marina P. befreundet waren, kann bis heute keine Tatbeteiligung nachgewiesen werden.
Als Motiv für das Verbrechen kommt für die Mordkommission ein Streit in Frage, der sich entweder um die vermutete eheliche Untreue der Frau oder ihren angeblich großzügigen Umgang mit Geld gedreht haben könnte.
Marina P., die im Frühjahr 2005 nach Deutschland gekommen war um Herbert B. zu heiraten, sitzt seit zehn Wochen in der JVA Bielefeld, über ihre Haftbeschwerde soll in Kürze entschieden werden. Die 41-Jährige beteuert vehement, nichts mit dem Tod ihres Mannes zu tun zu haben. Sie hat allerdings auch keine Erklärung, wer den Mord in dem Einfamilienhaus unbemerkt von ihr hätte begehen können und wer dann die Blutspuren weggewischt hätte.
Marina P. stammt aus Riga, wo ihre Kinder aus erster Ehe studieren - die Tochter Jura, der Sohn Holzwirtschaft. Die Kinder konnten ihre Mutter bislang noch nicht im Gefängnis besuchen, weil sie russische Pässe haben und zur Einreise ein Visum und eine Einladung benötigen.

Artikel vom 18.04.2006