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Die 40 geschafft -
»der Rest folgt«

Paderborn: Euphorie wie beim Aufstieg

Von Peter Klute
Siegen (WB). Da hielt es selbst Stephan Maaß nicht mehr auf der Tribüne. Trotz seines Kreuzbandrisses stürmte der verletzte Mittelfeldstratege des SC Paderborn 07 nach dem 2:0-Sieg bei den Sportfreunden Siegen auf den Platz und hüpfte mit seinen Mitspielern im Kreis. Auch wenn es noch theoretische Zweifel gibt, der Aufsteiger kann seit Donnerstag für ein weiteres Jahr 2. Liga planen.

Entsprechend groß war die Erleichterung, die nach dem Abpfiff im Leimbachstadion eine wahre Euphorie entfachte. »Ich bekomme so viele Nachrichten auf mein Handy wie beim Aufstieg vor einem Jahr«, sagte Hauptgeschäftsführer Martin Hornberger.
Mannschaft und Trainer waren längst klitschnass vom Dauerregen, dennoch feierten sie minutenlang mit den Fans in der Kurve. Kaum einer hatte danach noch sein Trikot an. »Das war fantastisch. Für Fans und Mannschaft waren die vergangenen Wochen schwierig, aber da ist nichts zerbrochen. Die Fans merken, dass meine Jungs Charakter haben und immer ihr Bestes geben. Das macht mich stolz«, stellte Trainer Jos Luhukay fest.
Mit vier Bussen waren die SCP-Anhänger ins Siegerland gereist und gaben von der ersten bis zur letzten Minute den Ton an. Für sie waren es vorgezogene Ostern und eine große Genugtuung. »Diesmal besiegeln wir Euren Abstieg«, stand auf dem Plakat, das an die Saison 1999/2000 erinnerte. Damals hatte Siegen den SCP mit einer Heimniederlage am letzten Spieltag gegen Elversberg in die Oberliga befördert. Jetzt besangen die Paderborner die »Rache« wie eine Deutsche Meisterschaft.
Davon sind die Paderborner weit entfernt, am Klassenerhalt hat Luhukay nach Beendigung der Serie von sieben sieglosen Spielen und vier Niederlagen in Folge nicht mehr die geringsten Zweifel. »Heute haben wir die 40 Punkte gefeiert, der Rest folgt in den nächsten Spielen.«
Vielleicht schon am kommenden Wochenende. Am Freitag kommt der frisch gebackene Aufsteiger Alemannia Aachen ins mit Sicherheit ausverkaufte Hermann-Löns-Stadion. Gibt es da den zweiten Dreier in Folge und verliert Offenbach gegen Unterhaching, wären es bei einem deutlich besseren Torverhältnis (plus neun gegenüber minus 19) drei Spieltag vor Schluss neun Punkte Vorsprung auf einen Abstiegsplatz.
Nur René Müller und Günther Rybarczyk wollten sich der Sektlaune am Donnerstag noch nicht so recht anschließen. »Wer sich die Liga anschaut, weiß, dass das noch nicht der Klassenerhalt war. Aber wichtig ist, dass wir heute den Bock umgestoßen haben«, sagte der Kapitän. Auch der Sportliche Leiter betonte: »Das war eine Riesenbefreiung, aber es reicht noch nicht. Wir sind noch nicht durch.« Rybarczyk sieht den SCP nun allerdings im psychologischen Vorteil. Denn: »Wenn Saarbrücken, Offenbach und Dresden dieses Ergebnis hören, werden sie geschockt sein. Ich bin sicher, dass sie uns auf der Rechnung hatten.«
Dadurch können sie wohl einen Strich machen. Luhukay war sichtlich froh, dass seine Mannschaft ihn nicht noch weiter auf die Folter gespannt hat. Sehr wohl gab der Holländer zu, »dass der Druck größer geworden ist und die Spieler in den vergangenen Wochen nicht immer nur den netten und ruhigen Jos Luhukay kennengelernt haben. Profi-Fußball ist keine Spaßgesellschaft. Wenn wir heute verloren hätten, wären wir danach zum Siegen verdammt gewesen, und ich weiß nicht, ob unser unerfahrener Kader dem gewachsen gewesen wäre«. So aber gab es zwei Tage frei statt Dauertrainings über die Ostertage.

Artikel vom 18.04.2006