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Anspruchsvolles zum
Sennestädter Osterfest

Ein ergreifender Vortrag der evangelischen Kantorei


Sennestadt (rs). Musik zur Todesstunde Jesu erklingen zu lassen, immer am Karfreitag um 15 Uhr, hat in der Sennestädter Jesus-Christus-Kirche eine lange Tradition. Geboten wurden in diesem Rahmen schon - themenbezogen - die unterschiedlichsten und interessantesten Programme. In diesem Jahr hatte Dorothea Schenk romantische Vokal- und Orgelmusik ausgewählt, zumeist selten aufgeführte Werke von Max Reger,Joseph Rheinberger und Franz Liszt.
Die Zuhörer in der voll besetzten Kirche erlebten, von der Empore herab, ein ebenso anspruchsvolles wie meditatives Programm, für das wieder einmal das leistungsfähige und hochmotivierte Vokalensemble der Evangelischen Kantorei Garant für gültige Interpretationen war, außerdem Petra von Laer (Mezzosopran), Engelbert Schön (Orgel), Ursula Esch (Violine) und Jörg Engelhardt (Viola).
Eckpfeiler des Programms waren Choralkantaten von Max Reger. Mit diesen 1904 entstandenen, sparsam besetzten Werken wurde Reger, der »Katholik bis in die Fingerspitzen«, zum wichtigsten Erneuerer der protestantischen Kirchenmusik.
»O Haupt voll Blut und Wunden«, das bekannte Passionslied von Paul Gerhardt, steht im Zentrum der Komposition. Reger vertonte alle zehn Strophen und überließ die Priorität wechselnd der Solostimme oder dem Chor in harmonisch raffinierten Sätzen. Sensibel agierten dazu die konzertierenden Instrumentalisten.
Petra von Laer konnte ihre wunderbar weiche, schön timbrierte Mezzostimme mit aller Innigkeit entfalten mit dem Lied »Sehet ,welche Liebe«, wo Joseph Rheinberger einen Text des ersten Bach-Biografen Philipp Spitta vertonte. Begleitet wurde sie dabei sehr einfühlsam von Engelbert Schön, der auch ein Orgelsolo von Max Reger beisteuerte.
Im Oeuvre von Franz Liszt, dem großen Klaviervirtuosen, finden sich Lieder, die wie Selbstbekenntnisse sind. Liebeslieder gehören dazu, aber auch geistliche Gesänge als Spiegelbild seiner eigenen mystischen Frömmigkeit. »Le Crucifix - O sacrum convivium« hatte Petra von Laer davon ausgewählt ,sang es mit ergreifender Eindringlichkeit.
Am Ende des einstündigen Programms, das auch Lesung, Liturgie und Gemeindegesang mit einbezog, erklang noch einmal eine Choralkantate von Max Reger - »Meinen Jesum lass ich nicht«, an deren eindrucksvoller Interpretation alle beteiligt waren.

Artikel vom 18.04.2006