18.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

»Seit Jahren mit Schlag
gegen Iran befasst«

Teherans Präsident leugnet den Holocaust erneut

Washington/Teheran (dpa). Die USA sollen sich bereits seit mehreren Jahren mit der Planung eines möglichen Militärschlags gegen den Iran befasst haben. Der Ex-Geheimdienstexperte des US-Militärs, William Arkin, berichtete in einem Gastbeitrag für die »Washington Post« über verschiedene Angriffsszenarien.
Der Iran äußerte indes Zweifel, dass die USA einen Militärschlag gegen das Land führen könnten.
Arkin schreibt, einer der Pläne sei bereits 2002 - ein Jahr vor dem Irakkrieg - von US-General John Abizaid, der heute Chef des US- Zentralkommandos CENTCOM ist, in Auftrag gegeben worden. In den Planspielen würden sowohl der Einmarsch von Bodentruppen als auch Raketenangriffe konzipiert. Die Pläne für einen Irankrieg seien im Pentagon unter dem Namen TIRANNT bekannt, so Arkin. Es habe bereits eine gemeinsame Übung der Streitkräfte Großbritanniens und der USA im Kaspischen Meer gegeben.
Auch die US-Marine habe Angriffspläne für einen imaginären Staat namens »Karona« vorbereitet, in dem radikale Religionsführer und Revolutionsgarden herrschten - laut Arkin sei damit zweifellos der Iran gemeint.
Der iranische Außenminister Manuchehr Mottaki und der einflussreiche iranische Ex-Präsident Akbar Haschemi Rafsandschani bezweifelten, dass die USA ihre Drohung wirklich in die Tat umsetzen könnten. Die USA seien wegen ihres problematischen Engagements in Afghanistan und dem Irak »nicht in der Lage, eine weitere regionale Krise anzuzetteln«, sagte Mottaki in Teheran. UN-Generalsekretär Kofi Annan trat Spekulationen über einen Militärschlag gegen den Iran entgegen. »Eine Militäroperation würde keine Lösung bringen.«
Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad rief die blockfreien Staaten auf, gemeinsam Front zu machen im Kampf gegen den »Weltimperialismus«.
Bei der Eröffnung einer Hilfekonferenz für die Palästinenser hat Ahmadinedschad erneut den Holocaust geleugnet und vom bevorstehenden »Verfall« Israels gesprochen. »Es mag Zweifel am Holocaust geben. Aber es gibt definitiv keine Zweifel am Holocaust der vergangenen Jahre in Palästina«, sagte Ahmadinedschad in Teheran. Die US-Regierung bezeichnete die neuen Äußerungen des iranischen Präsidenten als verwerflich.
»Einige Leute glauben, dass während des Zweiten Weltkriegs viele Juden ums Leben kamen. Bei allem nötigen Respekt: Warum sollen die Palästinenser für das angeblich Geschehene den Preis zahlen?«, sagte Ahmadinedschad. »Während der Glaube und das Streben nach Freiheit in Palästina blühen, verfällt das zionistische Regime (Israel) und erscheint jetzt wie ein vertrockneter Baum, der beim nächsten Sturm umfällt«, erklärte der Präsident weiter.
Der israelische Spitzenpolitiker Schimon Peres sagte zu den Äußerungen, Ahmadinedschad werde wie Saddam Hussein enden.
CDU/CSU-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach sagte: »Es wäre wünschenswert, wenn die (Bundes-)Regierung auf diplomatischem Wege deutlich macht, dass Ahmadinedschads Besuch während der Fußball-Weltmeisterschaft in Deutschland nicht erwünscht ist.« Der Sprecher der CDU-Landesgruppen im Bundestag, Georg Brunnhuber, verlangte, der Weltfußballverband Fifa solle den iranischen Präsidenten für die Dauer des Turniers zur unerwünschten Person erklären. »Man sollte Ahmadinedschad zu verstehen geben, dass er von einem Besuch in Deutschland Abstand nehmen sollte«, sagte auch Hans-Peter Uhl, innenpolitischer Sprecher der Unionsfraktion.

Artikel vom 18.04.2006