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Soko nimmt die Serientäter ins Visier

Die Kripo geht bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität neue Wege

Bielefeld (hz). Eine neue Sonderkommission (Soko) »Jugendliche Intensivtäter« nimmt in der Großstadt Jungkriminelle ins Visier. Außerdem kommt die Kripo künftig zum Hausbesuch: Gemeinsam mit Staatsanwaltschaft und Jugendamt soll es so genannte Gefährdeansprachen an die Jungtäter geben.

Polizeipräsident Erwin Südfeld hat angeordnet, die Soko im Kriminalkommissariat der Polizeiinspektion Süd (Brackwede) einzurichten. Vier Ermittler, zuständig für ganz Bielefeld, sollen im Rahmen eines einjährigen Probelaufes gegen Jungkriminelle vorgehen.
Die Kripofahnder der neuen Soko werden besonders die so genannten Intensivtäter im Blick haben. Denn laut Polizeistatistik sind fünf Prozent der Tatverdächtigen unter 18 Jahren für mehr als ein Fünftel (22 Prozent) der Delikte im Bereich Jugendkriminlität verantwortlich. Vor allem bei den 14- bis 18-Jährigen wollen die Ordnungshüter ansetzen und kriminelle Karrieren im Keim ersticken. Bei jungen Erwachsenen dagegen gibt es Polizeiangaben zufolge kaum noch Möglichkeiten, auf die mehr als 18-Jährigen positiv einzuwirken.
Dass Bielefelds Polizei bei der Bekämpfung der Jugendkriminalität neue Wege geht und dass im Polizeipräsidium eine eigens zur Problematik eingerichtete Projektgruppe monatelang die bisherige Arbeit selbstkritisch unter die Lupe nahm und Verbesserungsvorschläge erarbeitete, hat gute Gründe. Von den 9968 Tatverdächtigen aller Altersgruppen, die im vergangenen Jahr in der Großstadt ermittelt wurden, war fast ein Viertel jünger als 21 Jahre. 357 Kinder, 1038 Jugendliche und 1065 junge Erwachsene hatten 2005 mit der Kripo Kontakt.
Und dieser soll künftig noch intensiver werden, denn es sind Hausbesuche bei den Tätern und ihren Eltern geplant: Ordnungshüter, Vertreter von Staatsanwaltschaft und Jugendamt wollen Gefährdeansprachen durchführen. Außerdem werden Polizei, Staatsanwaltschaft, Gericht und städtisches Jugendamt sowie die Schulen enger zusammenarbeiten.
In einem anderen Punkt zieht man bereits an einem Strang: 14- bis 21-jährige Drogenkonsumenten, die erstmals auffallen, haben seit kurzem die Möglichkeit, sich bei der Drogenberatung über das Risiko von Rauschgift und Sucht zu informieren. Die Teilnahme am von Staatsanwaltschaft, Polizei und Drogenberatung getragenen Projekt »Fred« (Frühintervention bei erstauffälligen Drogenkonsumenten) ist freiwillig. Ersttäter werden beim Kripoverhör auf das zunächst auf ein Jahr befristete Projekt hingewiesen; die Staatsanwaltschaft lässt für die Dauer der Schulung bei der Drogenberatung das Strafverfahren ruhen.

Artikel vom 18.04.2006