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Osterhasen kaufen die
Eierfarben in Warburg

Brauns-Heitmann unangefochten Nummer 1

Von Bernhard Hertlein
Warburg (WB). Es gibt sie noch, die Grenzen der Kultur, selbst in der globalisierten Welt. »Man kann den Engländern das Eierfärben einfach nicht beibringen«, stöhnt Karl Oskamp, Geschäftsführer des größten deutschen Eierfarben-Herstellers Brauns-Heitmann in Warburg.

Ob Tablette oder Papierblättchen, Gel oder Stift: Mehr als 90 Prozent der Eierfarben, die der deutsche Einzelhandel verkauft, stammen aus dem ostwestfälischen Warburg. Der Absatz ist trotz rückläufiger Kinderzahl seit Jahren stabil.
Dem Export allerdings sind Grenzen gesetzt. »Österreich, Schweiz, Elsass, Südtirol, ein bisschen Mittelosteuropa -Êmehr ist nicht drin«, erklärt Oskamp. »Schon die Holländer sind ein eigenes Völkchen, mit ganz eigenen Ostertraditionen.« Orthodoxe Russen färben alle Ostereier rot. Sogar innerhalb Deutschlands gibt es ein Nord-Süd-Gefälle: »Die fleißigsten Osterhasen wohnen eindeutig im Süden.«
Die Ursprünge des Warburger Unternehmens gehen zurück auf die Gründung der Firma Brauns 1874 in Quedlinburg. Zehn Jahre später starteten die Brüder Fritz und Nikolaus Heitmann in Köln ebenfalls einen Betrieb zur Herstellung von Textil- und Ostereierfarben auf Basis des neuen künstlichen Rohstoffs Anilin. Nach 85 Jahren härtesten Wettbewerbs fusionierten beide Firmen 1969. Seit 1993 ist Warburg alleiniger Firmensitz.
Heute gehört das Unternehmen 30 Familiengesellschaftern, von denen keiner mehr als sechs Prozent besitzt. Wichtigste Innovation auf dem gemeinsamen Weg war 1975 die Aufnahme von Dekorationsartikeln zunächst für Ostern, später auch Weihnachten und seit kurzem Halloween. Von Beginn an schickte Brauns-Heitmann seine Einkäufer bis nach China. Heute arbeiten mindestens 5000 Chinesen für Brauns-Heitmann. Etwa zwei Drittel der Dekorationsartikel importieren die Warburger aus Fernost.
In Warburg zählt Brauns-Heitmann 350 und in den Saisons sogar 500 Beschäftigte. Der Umsatz steigt Oskamp zufolge kontinuierlich um jährlich fünf Prozent auf zuletzt 70 Millionen Euro. Auf die Eierfarben entfallen knapp zehn Prozent.
Etwa 40 Prozent erzielen die Ostwestfalen mit chemischen Haushaltsartikeln der Marken Oxi, Simplicol und Impresan. Während die Traditionsprodukte Textilfarben und Entfärbemittel seit Jahren an Umsatz verlieren, legen Waschadditive von Heitmann deutlich zu.

Artikel vom 14.04.2006