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»Sehen und gesehen werden« beim Kanal 21

Fotografien von Linda Defort in den Räumen des Bielefelder Bürgerfernsehens


Bielefeld (uj). Im Spannungsfeld von Intimität und Abstand siedelt Linda Defort ihre Fotografien an, die derzeit unter dem Titel »Sehen und gesehen werden« in den Redaktions- und Technikräumen des Bielefelder Bürgerkanals 21, Meisenstraße 65, zu sehen sind. Die 37-Jährige stellte eigens für das Umfeld »Fernsehen« die Bilder zusammen.
Abgebildet sind Menschen, die sich durch Bewegung scheinbar dem Ablichten entziehen wollen, die schützend die Hände heben oder die Kleidung überstülpen. Verbergen und verbergen wollen ist ein wiederkehrendes Thema der Bielefelderin, die an der Königlichen Akademie der Bildenden Kunst in Den Haag zunächst Kunst und anschließend Fotografie studierte und von 1988 bis 2005 in der niederländischen Hauptstadt in dem Haus der Lebensgemeinschaft »de illusie« lebte.
»Mich beschäftigten zwischenmenschliche Beziehungen, die durch die Unfähigkeit zu Intimität gekennzeichnet sind, verbunden mit der daraus entstehenden Einsamkeit«, betont Linda Defort, für die Fotografie ein geeignetes Medium darstellt, sich auf der Grenze von Wirklichkeit und Illusion zu bewegen. Teile der gezeigten Bilder vollziehen aber auch einen Rollentausch zwischen Betrachter und Abgebildetem. Dann sind es die abgebildeten Personen, die den Betrachter scheinbar beobachten. Auch sie wollen nur wenig von sich preisgeben. Defort überklebt ihre Gesichter mit abdunkelnden Folien und lässt lediglich einen schmalen Schlitz im Bereich des Auges frei. Entstanden sind die Bilder in unterschiedlichen Techniken: Digital, analog bis hin zur Lochkamera.
Für Abwechslung sorgen unterschiedliche Papierformate und Oberflächenstrukturen. Werke der gebürtigen Bielefelderin, die an der Martin Niemöller-Gesamtschule ihr Abitur ablegte, waren bereits 2001 in der Galerie 61 sowie 2003 bei Artists Unlimited zu sehen. Damals zeigte Defort Fotografien und Pläne des Hauses, in dem sie viele Jahre in Den Haag lebte, sowie Porträts ihrer Mitbewohner.
Die Ausstellung wird offiziell am kommenden Freitag, 21. April, 17 Uhr, eröffnet. Sie kann montags bis freitags von 11 bis 17 Uhr besichtigt werden oder nach Absprache unter Telefon 26 09 811.

Artikel vom 14.04.2006