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Mafiajäger warnt
vor Nachfolgekrieg

Provenzano unter Kamera-Aufsicht

Rom (dpa). Einen Tag nach der Festnahme des Mafia-Bosses Bernardo Provenzano auf Sizilien ist der berüchtigte Pate in ein Gefängnis in Mittelitalien gebracht worden.
Bernardo Provenzano wurde in ein Gefängnis nach Umbrien gebracht. Foto: Reuters

Provenzano, der - wie berichtet - mehr als 40 Jahre auf der Flucht war, sitze in der umbrischen Stadt Terni in einer Einzelzelle. Er wird rund um die Uhr durch Videokameras und Beamte überwacht. Unterdessen hat die Polizei in der Mafia-Hochburg Corleone auf Sizilien drei Vertraute des Bosses festgenommen. Die Männer sollen Provenzano Nachrichten und Briefe aus ganz Sizilien in sein Versteck weitergeleitet haben.
Nach jahrzehntelangen Ermittlungen war der »Boss der Bosse« von Spezialeinheiten der Polizei in der Nähe von Corleone gefasst worden. Durch Telefonmitschnitte seien die Fahnder in Palermo auf die Spur des Kriminellen gekommen. Er war während seiner Flucht in Abwesenheit wegen vielfachen Mordes, Drogenhandels und Geldwäsche mehrmals zu lebenslanger Haft verurteilt worden.
Der oberste Mafiajäger Pietro Grasso warnte, jetzt könne es auf Sizilien zu einem »Nachfolgekrieg« kommen. »Es ist wohl besser, wieder bewaffnet herumzulaufen«, meinte ein Polizist in Palermo. In Italien wurde die Festnahme des 73-jährigen Cosa-Nostra-Bosses als wichtiger Schlag gegen das organisierte Verbrechen gefeiert.
Fahnder durchsuchten eingehend das Gehöft, in dem Provenzano aufgespürt worden war. Unter anderem seien bereits zahlreiche Briefe gefunden worden, in denen es um die Organisation der Mafia auf Sizilien gehe, hieß es.

Artikel vom 13.04.2006