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Strombranche erwartet Preisanstieg


Bundesregierung plant Verringerung von Verschmutzungsrechten


Düsseldorf (Reuters). Die deutsche Strombranche schließt als Reaktion auf die von der Bundesregierung geplante Verringerung der Verschmutzungsrechte Preiserhöhungen nicht aus.
»Die geplante massive Verknappung der CO2-Zertifikate für die Stromwirtschaft wird Einfluss auf die künftigen Strompreise haben«, erklärte gestern der Hauptgeschäftsführer des Verbandes der Elektrizitätswirtschaft (VDEW), Eberhard Meller.
Das Bundesumweltministerium und das Wirtschaftsministerium hatten zuvor angekündigt, die Energieversorger über den milliardenschweren Handel mit Abgasrechten von 2008 an zu mehr Klimaschutz zwingen zu wollen. Umweltschutzverbände und die Grünen kritisierten den Plan als völlig unzureichend. »Die Einigung der zuständigen Ministerien wird sowohl die Unternehmen als auch die Bürger Geld kosten«, sagte Meller. Der VDEW befürchte, dass Versorger von 2008 an gezwungen seien, Emissionsrechte für den Ausstoß von Kohlendioxid am Markt zuzukaufen, wenn die technischen Möglichkeiten zur Minderung des Ausstoßes ausgereizt seien.
Die Versorger erhalten dem Plan zufolge für ihre Kraftwerke in dem Zeitraum von 2008 bis 2012 nur noch 85 Prozent der nötigen Abgas-Berechtigungen. Fehlende Berechtigungen müssen sie an der Börse kaufen, falls sie den C02-Ausstoß nicht durch Modernisierungen reduzieren können. »Wir rechnen mit erheblichen Belastungen«, sagte eine Sprecherin von Deutschlands größtem Stromkonzern RWE. Nähere Angaben zur Größenordnung machte sie nicht.
Die großen Energiekonzerne wie RWE, E.ON, EnBW und Vattenfall Europe sind für einen Großteil des C02-Ausstoßes in Deutschland verantwortlich.
Die Bundesregierung verweist jedoch darauf, dass ein weiterer Strompreiseffekt nicht zu erwarten sei, da bereits jetzt der Wert der Zertifikate in den Strompreis eingepreist wird«, heißt es. Die Einpreisung durch die Konzerne hatte für Verärgerung bei Stromkunden und in der Politik gesorgt, da die Erstausstattung mit Zertifikaten kostenlos war. Im Koalitionsvertrag war daher vereinbart worden, diese Mitnahmeeffekte zu beschneiden.
Anders als den Versorgern will die Bundesregierung der Strom verbrauchenden Industrie von 2008 bis 2012 noch 98,75 Prozent der nötigen Berechtigungen zuteilen. Damit solle berücksichtigt werden, dass viele Industriebetriebe im internationalen Wettbewerb stünden und Zusatzkosten nicht in die Preise einbinden können.

Artikel vom 13.04.2006