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Notlage durch fehlenden Supermarkt

Anwohnerin der Windflöte schreibt offenen Brief an Oberbürgermeister

Senne-Windflöte (WB/sw). Seit drei Jahren und vier Monaten kämpfen die Bewohner des Ortsteils Windflöte um einen Lebensmittelladen - bislang ohne Erfolg. »Dies bedeutet für viele Menschen in diesem Stadtteil eine echte Notlage«, schreibt Anwohnerin Brigitte Zimmermann-Henseler nun in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Eberhard David.

»Nennen Sie Standorte - wir prüfen«, hatte Planungsdezernent Gregor Moss im Oktober versprochen, als ihm 1100 Unterschriften übergeben wurden, mit denen Betroffene Verwaltung und Politik eindringlich aufforderten, die erforderlichen Rahmenbedingungen für einen Lebensmitteleinzelhandel in der Windflöte zu schaffen (das WESTFALEN-BLATT berichtete). Geschehen ist aber bislang nichts. »Es gibt keine Neuigkeiten«, hieß es gestern aus der Pressestelle der Stadt.
»In diesem Ortsteil wohnen viele ältere Menschen und Familien, die nicht jederzeit ein Auto vor der Tür haben«, macht Brigitte Zimmermann-Henseler in ihrem Schreiben an den Oberbürgermeister deutlich. Und erinnert daran, dass Dezernent Moss bereits im Juli 2004 in einem Gespräch mit betroffenen Bürgern versprochen hatte: »Wenn bis zum herbst 2004 der alte Standort nicht zu reaktivieren ist, wird die Verwaltung einen neuen Standort planungsrechtlich untersuchen und die Entscheidung vorbereiten.« Auf diese Äußerung hätten sich die Bürger verlassen, so Zimmermann-Henseler. »Uns war schon zu der Zeit bekannt, dass der Jibi starkes Interesse am Standort Windflöte hatte.«
Nach jetzigem Kenntnisstand sei die erste Vorlage für einen neuen Standort an der Lippstädter Straße, Ecke Friedrichsdorfer Straße, von der Bezirksregierung abgelehnt worden. Diese Ablehnung resultiere daraus, dass gleichzeitig drei Standorte an die Bezirksregierung herangetragen worden seien, betont Zimmermann-Henseler. Dabei müsste ein Baudezernent und Experte für ein solches Verfahren wissen, dass so das Genehmigungsverfahren verzögert werde. Die Schreiberin weiter: »Zurzeit beobachten wir:
l dass der Jibi in Friedrichsdorf nun erweitert werden soll, da auf Bielefelder Gebiet derzeit nicht mit einer Genehmigung gerechnet wird;
l dass das Senner Ortszentrum für die Bewohner von Windelsbleiche sehr attraktiv ist, aber von vielen Bürgern der Windflöte zum Einkaufen nicht erreicht werden kann;
l dass die Bebauung auf Breipohls Hof voranschreitet, und wir befürchten, dass ein Nahversorger eher dort als in der Windflöte sein Geschäft eröffnen wird;
l dass ein Fuß- und Radweg an der Friedrichsdorfer Straße in Richtung Friedrichsdorf immer noch fehlt, der Feldweg Lippstädter Straße Richtung Friedrichsdorf als Fuß- und Radwegverbindung eine nicht allwettergeeignete Verbindung darstellt;
l dass unsere evangelische Kirchengemeinde seit drei Jahren jeden Freitag Bewohnern der Windflöte den Einkauf in Friedrichsdorf ermöglicht. Zwei ehrenamtlich tätige Gemeindemitglieder übernehmen regelmäßig diese Fahrten mit dem Gemeindebulli - für einige die einzige Möglichkeit, sich die lebensnotwendigen Nahrungsmittel zu besorgen;
l dass die Wohn- und Lebensqualität in unserem Ortsteil sehr unter dem fehlenden Nahversorger leidet. Für viele Bewohner haben sich hier Probleme aufgetan, die in der heutigen Zeit überhaupt nicht mehr vorstellbar sind. Ältere, allein lebende Menschen sind verzweifelt darüber, dass sie mit zunehmendem Alter weniger Wohnqualität vorfinden als vor fünf Jahren - wer die Butter vergisst, muss trocken Brot essen. Wer Jahrzehnte in dieser Siedlung wohnt und auch sehr gerne hier im südlichen Bielefeld zuhause ist, möchte auch im Alter eine ortsnahe Versorgung gesichert wissen.«
Mit Freude sei vernommen worden, dass in der Siedlung, in der der Oberbürgermeister wohne, ein neuer Plus-Markt eröffnet wurde: »Dies macht uns Mut und Hoffnung.«

Artikel vom 13.04.2006