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Jörg Ludewig: »Der Asphalt muss brennen«

Steinhagener Radprofi will ein Ausrufezeichen setzen

Von Sören Voss
Steinhagen (WB). Die ersten vier Monate beim T-Mobile-Team verliefen für Jörg Ludewig nicht gerade erfolgreich. Jetzt hofft der Steinhagener Radprofi auf die Trendwende.

Mehr als eine Woche krank im Bett gelegen, zwei Stürze in Belgien, ein geprelltes Knie und eine schmerzende rechte Hand: Die Röntgenuntersuchung in Freiburg gab zwar am Donnerstag Entwarnung - der befürchtete Handbruch entpuppte sich nur als Muskelfaserriss - aber dennoch tauchte der Name Ludewig zuletzt statt in den Ergebnislisten nur in der Krankenstands-Erhebung auf.
»Auch das regnerische Wetter hat meinem Körper überhaupt nicht gefallen. Ich bin eben ein Sommertyp.« Der Steinhagener suchte und fand die Sonne auf Mallorca, wo er sich in den vergangenen beiden Wochen mit Teamkollege Linus Gerdemann intensiv auf die nächsten Rennen vorbereitete. »Ich glaube, dass sich die Investition gelohnt hat«, sagt Ludewig. Die Früchte der harten Trainingsarbeit sollen jetzt geerntet werden. Und auch Ludewigs T-Mobile-Team gerät allmählich unter Druck. Die Bonner warten weiter auf den ersten großen Sieg der Saison und gingen auch beim Klassiker »Rund um Köln« gestern leer aus. T-Mobile kontrollierte zwar das Geschehen bis 30 Kilometer vor dem Ziel mit fünf Fahrern in der 25-köpfigen Spitzengruppe, die aufopferungsvoll kämpfenden Magenta-Profis wurden aber wieder nicht belohnt.
Stephan Schreck hatte im entscheidenden Moment einen Defekt am Rad und musste anschließend als Fünfter im Ziel dem Milram-Fahrer Christian Knees zu seinem ersten Profi-Sieg gratulieren. »Wir hatten das Heft lange in der Hand. Das Endergebnis ist natürlich desaströs«, kommentierte Ludewig das Abschneiden aus Team-Sicht.
Er selbst hatte am Fuße des Doms - trotz »guter Beine« - nicht den Sprung in die Spitzengruppe geschafft, und durfte aufgrund der Team-Taktik ein verhältnismäßig ruhiges Rennen abspulen.
In der am Mittwoch startenden Niedersachsen-Rundfahrt wird dann aber auch der Steinhagener Verantwortung übernehmen müssen. Ludewig weiß: »Das Team steht unter Druck. Langsam wird es Zeit für das erste große Ausrufezeichen. Jetzt muss der Asphalt brennen.« Der verbliebene echte Sprinter im Team, Olaf Pollack, der die einzigen beiden Saisonsiege einfuhr, stand mit seinem Haarriss im Meniskus schon in Köln nicht am Start und muss wahrscheinlich auch die Niedersachsen-Rundfahrt absagen. So wird die Teamleitung auch auf Ludewig setzen. »Ich habe freie Hand und sehe mich als Joker für alle Fälle«, sagt der Steinhagener, der das junge T-Mobile-Aufgebot als Routinier sogar anführen wird. Neben der Kapitänsrolle reizt den 30-Jährigen vor allem der Abstecher nach Nordrhein-Westfalen: »Die Etappe am Mittwoch führt genau an meiner Haustür in Brockhagen vorbei. Da bin ich natürlich besonders heiß.«
Ein Coup beim Heimspiel wäre allerdings eine echte Sensation - die Konkurrenz scheint übermächtig und das tellerflache Terrain ist ausschließlich auf Sprinter ausgerichtet. Der italienische Superstar Alessandro Petacchi (Milram) ging gestern noch leer aus, hat aber angekündigt, dass sein Ausflug nach Deutschland nicht umsonst gewesen sein soll. . . 

Artikel vom 18.04.2006