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Kirche erwägt Klage gegen MTV

Wegen Werbung des Musiksenders für eine Papst-Zeichentrickserie

München (Reuters). Das Erzbistum München und Freising erwägt rechtliche Schritte wegen einer Werbung des deutschen Ablegers des Musiksenders MTV für eine Papst-Zeichentrickserie.
»Schwere Provokation gläubiger Christen«: Kardinal Friedrich Wetter.

Das erzbischöfliche Ordinariat prüft derzeit, in welcher Weise gegen die Werbung und gegen die beabsichtigte Ausstrahlung der Sendung vorgegangen werden könne, teilte das Bistum mit. Die Kirche werde sich auf den Straftatbestand der Störung des öffentlichen Friedens berufen.
In der Anzeige warb der Sender für die BBC-Produktion »Popetown« (Papststadt) mit der Darstellung eines vom Kreuz herabgestiegenen Christus, der sich über die im Fernseher laufende Zeichentrickserie amüsiert, und dem Slogan »Lachen statt rumhängen«. Die Reklame sei von MTV inzwischen nach Eingreifen des Deutschen Werberats gestoppt worden, teilte das Selbstkontrollgremium mit. »Die Anzeige hatte eine Beschwerdeflut ausgelöst.« Zugleich rügte der Werberat den Sender.
In der Serie, die vom 3. Mai an auf die Bildschirme kommen soll, lösten dem Sender zufolge ein »durchgeknallter Papst und ein krimineller Kardinal ungewollt-gewollte Todesfälle, die Versklavung von Kindern und weitere, äußerst seltsame Vorfälle in Popetown« aus. Die Werbung und die Serie seien eine schwere Provokation gläubiger Christen, erklärte Kardinal Friedrich Wetter.
Die Auseinandersetzungen um Mohammed-Karikaturen, die von gläubigen Moslems als verletzend empfunden worden seien, »verlangten eine neue Sensibilität im öffentlichen Umgang mit Glaubensinhalten und religiösen Symbolen«. Wetter forderte MTV auf, die Serie nicht auszustrahlen.
Zuletzt hatten sich in Deutschland auch das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) und die CSU gegen die Werbung und die Serie gewandt. CSU-Generalsekretär Markus Söder forderte eine Ausweitung des Paragrafen 166 im Strafgesetzbuch, in dem Störung des öffentlichen Friedens strafrechtlich geregelt ist. Der Schutztatbestand müsse auf religiöse Symbole erweitert werden, forderte er. Die Ausstrahlung der Serie »Popetown« wäre eine unerträgliche Beleidigung aller Christen, sagte die CDU-Bundestagsabgeordnete Erika Steinbach.
Die britische BBC gab die Produktion von »Popetown« für 2003 in Auftrag, verschob nach Protesten den Start der Serie und verzichtete schließlich ganz auf eine Ausstrahlung. Bislang lief der Cartoon nur in Neuseeland.

Artikel vom 13.04.2006