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Glücklos in weißen Hosen

Bernd Korzynietz scheitert in seinem dritten Halbfinale

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Er hatte so große Hoffnung in dieses Spiel gelegt. Dachte, dass aller guten Dinge drei wären. Doch für Bernd Korzynietz erfüllte sich nach zwei vergeblichen Anläufen mit Borussia Mönchengladbach der Traum von der Endspielteilnahme auch mit Arminia Bielefeld nicht.
Erfahrung schützt vor Enttäuschung nicht: Zweimal schon hat Bernd Korzynietz mit Borussia Mönchengladbach das Finale im DFB-Pokal verpasst, am Dienstag scheiterte er im Trikot des DSC Arminia.
Nun stand er da, die vermeintliche weiße Glückshose, die Zeugwart Asim Obarcanin (»Damit haben wir bestimmt seit mehr als zehn Jahren nicht verloren«) extra fürs Pokalhalbfinale wieder in den Koffer gepackt hatte, total verdreckt, und versuchte seine Gefühle in Worte zu packen. Dabei ging Korzynietz' Blick in den großräumigen Katakomben der Frankfurter WM-Arena ins Leere. Klar, denn das große Ziel, die Reise nach Berlin, hatten die Bielefelder soeben aus den Augen verloren. »Wir wollten Frankfurt unseren Stempel aufdrücken. Das ist uns nicht gelungen«, musste der 26-Jährige zugeben. Zwar habe, so Korzynietz, die Mannschaft nach dem frühen 0:1 den Kopf nicht in den Sand gesteckt. »Aber wir stehen mit leeren Händen da. Und das ist, was zählt.«
Die Ohnmacht, der ein Fußballer in dieser Situation erliegt, kennt »Kozze« aus der Vergangenheit. Im Februar 2001 unterlag er mit Gladbach im Elfmeterschießen bei Union Berlin. 2004 war mit Borussia auf dem Tivoli Endstation. Nach 90 Minuten feierte Aachen den Endspieleinzug. Darum hatte Arminias Abwehrspieler schon vor der Partie in Frankfurt gesagt: »Ich weiß, wie bitter das Ausscheiden im Halbfinale ist.«
Vermutlich, um den eigenen Schmerz übers Vorschlussrunden-Aus zu lindern, zog Korzynietz nach 29 Punkt- und fünf Pokalspielen ein erstes Saison-Fazit: »Hätte uns vor der Serie jemand gesagt, dass wir das Halbfinale im Pokal erreichen und fünf Spieltage vor Schluss so gut wie gerettet sind, hätten wir eingeschlagen. Man darf jetzt nicht schwarz malen, auch wenn das Ausscheiden bitter ist.«
Die Köpfe hoch, den Blick nach vorne.1 »Wir sind in dieser Saison immer wieder aufgestanden, auch nach so schlechten Spielen wie in Gladbach und Berlin«, sagte Korzynietz. Aber dieses Mal, das weiß auch er, wird der Kater nach der Niederlage noch ein bisschen schwerer aus den müden Gliedern zu schütteln sein als sonst.

Artikel vom 13.04.2006