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Bayern - eine Frage der Ehre

Nach der Pokal-Kür will Arminia den Spannungsbogen hoch halten

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Der DFB-Pokal ist für Arminia Bielefeld Legende. Jetzt gilt es in den restlichen fünf Bundesligapartien, den Spannungsbogen hoch- zuhalten. Für Thomas von Heesen sind diese Auftritte in der Beletage auch eine Frage der Ehre. Deshalb hegt der Trainer keinen Zweifel, dass sich seine Elf am Samstag beim FC Bayern München (15.30 Uhr) so teuer wie möglich verkauft.

»Wir werden das Spiel auf keinem Fall abschenken«, stellt von Heesen fest und versichert: »Es geht um drei Punkte. Und die wollen wir nach Möglichkeit mitnehmen, allein schon, um den Wettbewerb nicht zu verzerren.«
Der DSC-Coach verweist auf seine gestandenen Profis: »Leute wie Matze Hain, Rüdiger Kauf, Petr Gabriel oder Radim Kucera geben sich nicht mit Halbheiten zufrieden. Das sind Typen, die wollen immer gewinnen.«
Dass die Aufgabe für die Gäste aus Ostwestfalen in der prall gefüllten neuen Allianz-Arena schwer genug ist, braucht Thomas von Heesen nicht extra zu erwähnen. Schließlich ist der amtierende Deutsche Meister Bayern München in Sachen Titelverteidigung noch nicht am Ziel.
Die jüngste englische Woche mit den Frankfurter Festspielen hat doch erheblich an den Kräften genagt. »Wir hatten eine hohe Belastung in den letzten zehn Tagen«, stellt Arminias Trainer fest und blickt ein wenige sorgenvoll auf seinen Kader: »Wir gehen auch personell wieder ein bisschen auf dem Zahnfleisch.«
Fatmir Vata zog sich im Pokal-Halbfinale einen Muskelfaserriss im Adduktorenbereich zu und muss wahrscheinlich drei Wochen pausieren. Auch Michael Fink steht in München nicht zur Verfügung. Der Schwabe plagt sich mit einer Mittelohrentzündung herum und muss Antibiotika nehmen. Marcio Borges ist kräftemäßig nicht auf der Höhe. Nach zunächst überstandener Grippe erlitt er einen Rückfall, nimmt aber seit Donnerstag wieder am Mannschaftstraining teil. »Bei ihm weiß ich nicht so genau, ob er spielen kann«, grinst von Heesen. »Manchmal genügen bei einem Brasilianer nur fünf Tage, um wieder fit zu sein.«
Neben dem gesetzten Issac Boakye soll voraussichtlich Radomir Dalovic von Beginn an stürmen. Der Junge habe zuletzt im Training einen überragenden Eindruck hinterlassen, lobt von Heesen den 23-jährigen Serben, dessen Zukunft bei Arminia noch immer nicht entschieden ist.
Neu besetzt werden auf jeden Fall die Außenbahnen. Links erhält der Tscheche David Kobylik einen neue Chance, nachdem er sein Leistungstief offensichtlich überwunden und »klasse trainiert« hat. Rechts stehen Roberto Pinto oder Marco Küntzel zur Debatte. Ioannis Masmanidis soll eine Denkpause erhalten und wird ebenso wie Artur Wichniarek auf der Ersatzbank sitzen.
Dort nehmen auch wieder Kamil Vacek und Tim Danneberg Platz. »Ihre Entwicklung kann jetzt auf einer anderen Ebene erfolgen«, so denkt Thomas von Heesen nach der 99-prozentigen Klassensicherung über größere Spielanteile der beiden »Youngsters« in der Bundesliga nach. An eine Berücksichtung von Routinier Detlev Dammeier ist nicht mehr zu denken. »Ich habe das so mit Dammi besprochen. Er kann sich eventuell im letzten Heimspiel gegen Duisburg von der Bundesliga verabschieden«, damit stellt ihm der langjährige Weggefährte von Heesen einen letzten Einsatz in Aussicht.
»David« Arminia beim »Goliath« Bayern München. Die Bielefelder wollen ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Positives Denken ist angesagt. Sportchef Reinhard Saftig blickt auf seinen Ex-Verein Borussia Dortmund: »Die haben mit 37 Zählern genauso viele Punkte wie wir. Aber dort schaut niemand auf den Tabellenkeller. Beim BVB hegt man sogar noch leichte Hoffnungen auf den Europapokal.« So vermessen sind die Bielefelder nicht. Aber eine Chance beim Klassenprimus Bayern, die wollen sie nutzen, wenn denn die Kräfte reichen. An der Moral soll's nicht scheitern.

Artikel vom 14.04.2006