29.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Fast ein »Selbsteinparker«
Neuer Park-Assistent im Toyota Prius Hybrid arbeitet noch mit Schwächen
Ran an die Parklücke, Rückwärtsgang rein, ein Knopfdruck und der Wagen manövriert sich selbstständig auf den anvisierten Abstellplatz. Schön wär's. Auch mit dem neuen Park-Assistenten im Toyota Prius geht's nicht ganz so einfach.
Stolz spricht Toyota zwar davon, mit dem IPA (Intelligente Park Assist) »die erste serienreife Technologie dieser Art« entwickelt zu haben. Doch um das System zu beherrschen, muss man mindestens so viel üben, wie beim Einparken ohne technische Hilfe.
Also, wie funktioniert es? Bei der längs zur Fahrtrichtung liegenden freien Parkbucht fährt man wie gehabt ein paar Meter daran vorbei und legt den Rückwärtsgang ein und aktiviert IPA per Tastendruck. Eine Rückfahrkamera stellt auf dem Farbmonitor des DVD-Navigationssystems den hinter dem Wagen liegenden Bereich dar. Zusätzliche Hilfslinien auf dem Bildschirm zeigen den Bereich der Parklücke sowie eine gedachte Fahrlinie. Auf dem Monitor muss der Ausschnitt der Parklücke nun passend verschoben werden. Das geschieht durch entsprechendes Berühren von eingeblendeten Pfeilen auf der Oberfläche des Bildschirms. Ist der Raum richtig definiert, färben sich die Linien von rot auf grün. Ein Druck auf den o.k.-Knopf und es kann los gehen.
Wird der Fuß von der Bremse genommen, rollt der Prius an. Wie von Zauberhand gesteuert bewegt sich plötzlich das Lenkrad - erst in die eine, dann in die andere Richtung. Perfekt fädelt der Toyota mit dem Hybrid-Antrieb rückwärts zwischen den beiden dort bereits abgestellten Fahrzeugen ein. Nur die Feinarbeit, sprich das letzte Vorwärtsfahren, muss dann wieder vom Fahrer übernommen werden.
Perfekt? Fast! Denn deutlich länger als das Lesen dieser Zeilen dauert es, bis die Vorbereitungen des Systems für das Einparken abgeschlossen sind. Das lautstarke Hupkonzert im dichten Stadtverkehr ist schon jetzt überdeutlich zu hören. Und auch die Drohgebärden aus den wartenden Autos sind bestens vorstellbar.
Bei quer zur Fahrtrichtung liegenden Parktaschen geht es nach dem gleichen Prinzip, wobei es allerdings von Vorteil ist, die Vorbereitungen bereits in einem günstigen Winkel - sprich leicht quer - zur angepeilten Parkposition vorzunehmen. Das wiederum kann für zusätzliche Behinderungen des fließenden Verkehrs sorgen.
Selbst wenn mit entsprechender Übung die Einstellung des Systems schneller gelingt - Hindernisse erkennt IPA nicht. Wer einen Begrenzungspfeiler übersieht, eine Parklücke falsch einschätzt und entsprechend ungenau definiert, den schützt der Assistent nicht vor unfallfreiem Einparken. IPA leitet das Park-Manöver auch dann ein, wenn der Prius dabei einen anderen Wagen rammen würde. »Aufgrund juristischer Regeln muss jederzeit sichergestellt sein, dass bei allen Fahrvorgängen der Fahrer immer die Verantwortung trägt und jede Bewegung des Fahrzeugs aktiv beeinflusst. Deshalb hat Toyota die Möglichkeiten des Systems begrenzt«, sagt ein Unternehmenssprecher zur Begründung. So kann der Fahrer mit Lenk- oder Bremseingriffen den Assistenten jederzeit arbeitslos machen.
Unterm Strich bleibt, dass IPA eine nette Spielerei ist, die abseits hochbelasteter Verkehrswege zum Einparken genutzt werden kann. Als Mittel gegen den Einparkstress indessen ist es nicht wirksam. Hier kann es eher zum genau gegenteiligen Effekt kommen.
Und der kostet dann auch noch zusätzlich Geld. Denn während die Basisversion des Prius (weltweit mit fast 130 000 Einheiten das meistverkaufte Hybridfahrzeug, allein in Deutschland knapp 3000 im vergangenen Jahr) 24 000 Euro kostet, steht die Sol-Version mit 24 700 Euro in der Preisliste. Mit Navigationssystem und IPA sind es schon 27 650 Euro.
Für das neue Modelljahr wurde der Hybrid-Toyota aufgewertet. Das Lenkrad ist serienmäßig lederbezogen, als Option ist Leder auch für die Sitzbezüge erhältlich. Im Fond sorgt eine neu gestaltete Rückenlehne für eine angenehmere Sitzposition und mehr Kopffreiheit. Die elektrische Servolenkung arbeitet präziser und das Fahrwerk wurde überarbeitet.
Das Hybrid-System besteht aus einem 1,5 Liter Benzinmotor, einem Elektroaggregat, der Hybrid-Batterie und einem Planetengetriebe. Die Gesamtleistung beträgt 113 PS.
Wolfgang Schäffer

In der nächsten Ausgabe:
der neue Chevrolet Epica

Artikel vom 29.04.2006