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»Tierischer Besuch« vom Schäfer

Thomas Rüping bringt drei Lämmer mit in den Thomas-Morus-Kindergarten

Von Stefanie Westing
(Text und Fotos)
Sennestadt (WB). »Wisst ihr, warum ich einen Hut trage?«, will Thomas Rüping von den Jungen und Mädchen des Thomas-Morus-Kindergartens wissen. Und für die ist die Sache klar: »Weil du ein Schäfer bist.«

Mit drei Lämmern, einem ausgewachsenen Schaf und Hund »Lisa« war Rüping, der im Nebenerwerb eine eigene Herde in Kaunitz stehen hat, in den Kindergarten gekommen, berichtete über seinen Beruf und beantwortete die Fragen der Jungen und Mädchen.
Als er die etwa sechs Wochen alten Lämmer - ein weißes, ein braunes und ein schwarzes - auf das Gelände führte, gab es bei den Kindern kein Halten mehr. Sie durften den Tieren die Flasche mit Milch geben, sie mit Getreide und Rübenschnitzeln füttern und die flauschig-weiche Wolle betasten. Einem älteren Schaf hatte Rüping am Morgen noch etwas Wolle »gestohlen«, anhand derer er erklärte, dass sie sich etwas fettig anfühle, damit das Wasser abperlt, wenn die Schafe bei Regen draußen auf der Weide stehen. »Denn sie sind nur in der Lammzeit im Stall, sonst das ganze Jahr über draußen«, berichtete der Schäfer. Einen Zentimeter wachse die Wolle pro Jahr, erfuhren die Kinder. Wenn sie dick genug ist, werden die Tiere geschoren.
Eine Schere hat Rüping übrigens immer dabei - nicht, um die Schafe von ihrer Wolle zu trennen, sondern um sie zu befreien, wenn sie sich einmal irgendwo verfangen haben.
»Ich habe den Beruf des Schäfers gelernt, hatte 1996 Zivildienst in der Heidschnuckenschäferei Senne absolviert und daran meine Ausbildung angeschlossen«, erzählte er. Als Milchmann auf Gut Wilhelmsdorf brachte er die Milch in die Kindergärten der näheren Umgebung und lernte so die Einrichtungen kennen - schnell war die Idee geboren, dass er doch den Kindern von seinen Erfahrungen als Schäfer berichten könnte.
Im Sennestädter Thomas-Morus-Kindergarten war er jetzt zum ersten Mal, erklärte den Jungen und Mädchen im Alter von drei bis sechs Jahren den Unterschied zwischen einem Koppel- und einem Wanderschäfer, der von Weide zu Weide zieht. »Die Schafe wissen, dass ich sie zu einer neuen Futterquelle bringe, daher folgen sie mir. Nur, wenn es gar nicht anders geht, schicke ich den Hund.« Seine zweieinhalbjährige »Lisa«, die die Kinder ebenfalls streicheln durften, befindet sich noch in der Ausbildung. »Sie ist ein ganz verschmustes Tier und damit hier im Kindergarten genau richtig.«
Außerdem erläuterte der Schäfer die Funktionen seines Stockes, mit dem er auf der Wanderschaft auf den Boden schlägt, so dass die Schafe wissen, dass sie zurückbleiben müssen, oder mit dem er ein Tier aus der Herde herausziehen kann. Dafür ist am Ende des Stabes ein Haken befestigt, der genau um das Bein eines Tieres passt. Dieser Fanghaken kommt zum Beispiel zum Einsatz, wenn sich ein Tier verletzt hat und er es genauer untersuchen möchte. Anschließend wird das Schaf mit einem roten Punkt auf dem Rücken versehen - damit er das Tier einen Tag später noch erkennen und überprüfen kann, ob die Verletzung besser geworden ist. Übrigens erklärte der Schäfer auch, warum er einen Hut trägt: »Er schützt nicht nur gegen Kälte, sondern auch gegen Sonne.«

Artikel vom 13.04.2006