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Wahlstreit kann
bald beendet sein

Merkel gratuliert Prodi zum Sieg

Rom (dpa). Der Streit um das Ergebnis der Parlamentswahlen in Italien soll rasch beendet werden.
Silvio Berlusconi nimmt die Niederlage nicht hin.

Die vom Innenministerium angeordnete Überprüfung von 82 000 Stimmzetteln könne bis Ostern abgeschlossen sein, berichteten italienische Medien. Es handelt sich um Stimmzettel, bei denen strittig ist, ob sie ungültig sind oder einem der politischen Lager zugesprochen werden müssen. Die Mitte-Links-Allianz von Oppositionschef Romano Prodi wies den Vorwurf des Wahlbetrugs von Ministerpräsident Silvio Berlusconi zurück.
Ungeachtet dieser Streitigkeiten gratulierte Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) Prodi am Donnerstag aus dem Urlaub auf Ischia telefonisch zum Wahlsieg.
Unklarheit bestand weiter über die Forderung Berlusconis, 1,1 Millionen Stimmzettel zu prüfen. Berlusconi verlangte auch eine Durchsicht der Protokolle aus den 60 000 Wahllokalen im Land. Nach Angaben italienischer Medien distanzieren sich bereits erste Koalitionspartner von Berlusconis Forderung.
Berlusconi hatte nach einem Gespräch mit Staatspräsident Carlo Azeglio Ciampi erklärt: »Es gibt so viel Machenschaften, ich bin zuversichtlich, dass sich das Ergebnis ändern muss.« Wenig später schien er sich vom Vorwurf des Wahlbetrugs distanzieren zu wollen. Ein Sprecher meinte, es gehe um »Unregelmäßigkeiten«.
Nach dem vorläufigen Wahlergebnis des Innenministeriums hat Berlusconis Bündnis die Wahlen knapp verloren. Prodis Allianz erreichte demnach eine Mehrheit in beiden Kammern.
Die Überprüfung der 82 000 Stimmzettel sei Berlusconis letzte Hoffnung, zumindest in der Abgeordnetenkammer doch noch eine Mehrheit zu erringen, meinen italienische Kommentatoren. Vor allem die Wahlzettel für das Abgeordnetenhaus könnten entscheidend sein: Dort errang Prodis »Unione« nur 25 000 Stimmen mehr als das Berlusconi-Lager.

Artikel vom 14.04.2006