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Familie lebt in Angst und Schrecken

Weitere Ungereimtheiten um die geplante Tierpension der Aids-Hilfe

Von Matthias Meyer zur Heyde
Oldentrup (WB). Der Hausarzt sieht seine Patientin »akut gefährdet«. Julia Rogat, die sich gegen eine gegenüber ihrem Haus geplante Tierpension wehrt, hat nur noch Angst.

Denn als sie kürzlich ihr Heim am Schmetterlingsweg ansteuerte, verweigerte ihr einer von drei Männern die Zufahrt auf den Parkplatz. »Die Aids-Hilfe, die das Trio und 17 weitere Ex-Drogenabhängige und Langzeitarbeitslose in der Tierpension beschäftigen will, erklärte, man habe jemanden aus den eigenen Reihen am Steuer vermutet und erschrecken wollen«, berichtet Peter Rogat.
Oh. Gibt es in Bielefeld Methadon-Substituierte, die Auto fahren dürfen? Wie auch immer: Der anonyme »Trauerbrief« (das WESTFALEN-BLATT berichtete) im Briefkasten der Familie war augenscheinlich erst der Anfang.
Mittlerweile liegt das von den Rogats bestellte schalltechnische Gegengutachten vor. Darin kommt (wie berichtet) der Düsseldorfer Ingenieur Werner Brauns zu völlig anderen Ergebnissen als denen, die sein Bielefelder Kollege Klaus Beckenbauer ermittelte. »Sowohl die zu erwartende Lautstärke des Hundegebells als auch seine Dauer setzt Brauns deutlich höher an«, resümiert Rogat.
Im Unterschied zu Beckenbauer, der von »Standardwerten« ausgegangen sei, habe Brauns die speziellen Gegebenheiten am Schmetterlingsweg gewichtet. Kritische Worte fand er für die geplante Haltung der Tiere in Containern - »die fördert die Aggression unter den Hunden«, erklärt Rogat.
Wie das nur notdürftig instruierte und ohnehin nur stundenweise zu geregelter Arbeit fähige Personal den Geräuschpegel der auf 1670 Quadratmetern (branchenüblich sind 5000 bis 10 000) eingepferchten Tiere wirksam eindämmen will, bleibt Rogat unklar. Man werde eben Klimaanlagen in die vier Container einbauen, habe ihm die Aids-Hilfe erzählt.
So eine Anlage kostet mindestens 4000 Euro . . .
l Merkwürdig: Laut Bebauungsplan Nr. III/O 12 liegt das Areal in einem »öffentlichen Grüngürtel«. Als die Stadt das Grundstück vor einem Jahr zum Kauf anbot, vermerkte sie im Exposé, die Gebäude genössen deswegen »Bestandsschutz ohne Erweiterungsmöglichkeiten«. Jetzt plötzlich dürfen Wohnhaus und Schuppen in Tiergehege umgebaut und neue Gebäude errichtet werden.
l Merkwürdig: Auf der anderen Seite des Zauns toben 30 Kinder des Vereins »Naturnahes Spielen«. Die Nachricht aber, Rogat habe ein Gutachten in Auftrag gegeben, demzufolge Kinder, die von bösen Erfahrungen mit Hunden traumatisiert sind, unkontrollierbare Folgeschäden erleiden, löste bei den Politikern der Bezirksvertretung Heepen Heiterkeit aus.
l Merkwürdig: Die Aids-Hilfe hörte, Rogat plane eine Unterschriftenaktion gegen die Tierpension. Brieflich wies Aids-Hilfe-Geschäftsführer Peter Struck den Familienvater an, er möge die »Kampagne« stoppen. Widrigenfalls werde er nicht nach einem Alternativstandort suchen.

Artikel vom 12.04.2006