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Falscher Rechtsanwalt fällt auf

Amtsgericht verurteilt Ex-Juristen zu  einer Geldstrafe


Bielefeld (hz). Ausgerechnet bei den Fahndern und Ermittlern im Polizeipräsidium an der Kurt-Schumacher-Straße hat ein falscher Rechtsanwalt versucht, sich per Prozessvollmacht als Bielefelder Strafverteidiger auszugeben. Ein Täuschungsmanöver, das für den 57-Jährigen mit einem Fiasko endete: Den Ordnungshütern war bekannt, dass der Mann bereits am 9. Juni vergangenen Jahres seine Zulassung als Rechtsanwalt verloren hatte. Gestern wurde der unter anderem wegen Veruntreuung von Mandantengeldern vorbestrafte Jurist von Amtsrichterin Sigrid Brecht wegen unbefugten Führens der Berufsbezeichnung zu 1125 Euro Geldstrafe Euro verurteilt.
Der Ex-Anwalt - er ist eigenen Angaben zufolge heute als Assessor tätig und arbeitet einem Kollegen zu - steht mittlerweile im Jahrestakt vor Gericht. Wegen Steuerhinterziehung gab es im September 2004 zunächst eine Geldstrafe von 200 Tagessätzen. Ein Jahr Haft, ausgesetzt zur Bewährung, und 2500 Euro Geldauflage hieß es dann am 12. Juli 2005 - der Angeklagte hatte gestanden, knapp 94 450 Euro von einem verstorbenen Mandanten veruntreut zu haben, um seine Steuerschulden zu bezahlen.
Nachdem noch nicht einmal drei Monate Bewährungsfrist verstrichen waren, kam es am 6. Oktober vergangenen Jahres zum erneuten »Fehltritt« des Ex-Anwaltes. Obwohl ihm die Zulassung Anfang Juni 2005 entzogen worden war, verstieg sich der 57-Jährige dazu, eine langjährige Mandantin wegen des Vorwurfes der Unfallflucht gegenüber Polizei und Staatsanwaltschaft vertreten zu wollen. Die übersandte Prozessvollmacht wurde von den Ordnungshütern jedoch nicht akzeptiert.
Für sein Vortäuschen falscher Tatsachen hatte der Angeklagte gestern vor Gericht eine interessante Erklärung. Er habe einfach nicht den Mut gehabt, der treuen Mandantin zu sagen, dass er längst nicht mehr als Anwalt arbeite.

Artikel vom 12.04.2006