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Ahlers setzt auf Markenshops

Ergebnis klar verbessert -ÊOtto Kern und Gin Tonic noch in roten Zahlen

Von Bernhard Hertlein
Düsseldorf/Herford (WB). Auf den Spuren von H & M, Zara und Gerry Weber setzt auch die Herforder Ahlers AG immer stärker auf »Vertikalisierung«. Inzwischen verfügen alle großen Marken über eigene Geschäfte, in denen nur ihre Mode verkauft wird.
Mit Durchschnittsalter 44 ein junger Vorstand (v.l.): Oliver Galling, Stella Ahlers und Bruno Leder.

Pierre Cardin (Bielefeld), Otto Kern (Sylt, Norderney), Gin Tonic (Ludwigsburg), Jupiter (Prag) und Eterna (an fünf Plätzen, darunter Frankfurt) sollen dieses Engagement im Einzelhandel in den kommenden Jahren zügig ausbauen, erklärte gestern die Vorstandsvorsitzende Dr. Stella Ahlers bei Vorlage der Bilanzzahlen in Düsseldorf. »Aufgrund von Veränderungen beim Facheinzelhandel in Deutschland, aber vor allem auch weil der Trend zunehmend in Richtung Vertikalisierung geht, werden wird den weiteren Ausbau der Flächenbewirtschaftung forcieren.«ÊGedacht sei dabei sowohl an eigene Läden als auch an Franchisegeschäfte oder andere Kooperationen mit dem Handel. Erstmals gab es 2005 im In- und Ausland mit 1035 Shops oder Stores mehr als 1000 Einzelhandelsflächen nur mit Ahlers-Produkten. Weitere 80 bis 100 Flächen sollen schon 2006 hinzukommen. Ein »House of Ahlers« wird allerdings vorerst nicht dabei sein.
Nach drei Jahren Rückgang verbuchte Ahlers im Geschäftsjahr 2004/05 (30.11.) wieder einen leichten Umsatzanstieg. Noch besser entwickelte sich das operative Ergebnis. Allerdings stecken Otto Kern -Êtrotz Umsatzplus' von 15 Prozent -Ê und Gin Tonic noch in roten Zahlen. Otto Kern hat als Marke den modischen Mann ab 40 im Visier. Inzwischen wurden die Management- und Design-Spitze ausgewechselt. Der Neue kommt von Boss. 2007 spätestens sollen auch Otto Kern und Gin Tonic wieder zu dem guten Ergebnis beitragen, erklärte Ahlers.
Neben den Shops und Stores setzen die Herforder auch auf eine Steigerung des Exports sowohl nach Ost- wie nach Westeuropa. Dazu plant Stella Ahlers die zusätzliche Schaffung eines neuen Vorstandsreferats für das Auslandsgeschäft. Die Produktionsstruktur mit eigenen Werken in Sri Lanka, Polen und der Slowakei verleiht Ahlers hinsichtlich der wiederkehrenden Handelskonflikte zwischen China und der Europäischen Union eine gewisse Gelassenheit. Der Anteil der Eigenfertigung an der Gesamtproduktion liegt unverändert bei 35 Prozent. Insgsamt vermarkten die Ostwestfalen im Jahr etwa 15 Millionen Einzelteile.
An der guten Gewinnsituation sollen die Aktionäre mit einer um etwa fünf Prozent höheren Dividende von 0,95 Euro je Stamm- und 1,00 Euro je Vorzugsaktie teilhaben. Mit einer Dividendenrendite von mehr als 6,5 Prozent sei Ahlers ein »Renditeperle auf dem deutschen Aktienmarkt«.
Mit einer Umsatzrendite von 11,4 Prozent trägt der Bereich »Premium Brands« (Pierre Cardin, Otto Kern, Eterna) besonders stark zum Ergebnis des nach Boss zweitgrößten deutschen Herrenmode-Herstellers bei. Nach dem Start der von Mäurer und Wirtz (Stolberg) in Lizenz hergestellten Otto-Kern-Parfums im März soll nun in Kürze auch eine Otto-Kern-Schuhmarke auf den Laufsteg kommen.
Der Bereich »Jeans und Workwear« setzt auf komplette Arbeitskleidung einschließlich »absolut bügelfreier« Oberhemden der Marke Pionier. Im vergangenen Jahr stand der Bereich allerdings unter Druck und musste einen Umsatzrückgang hinnehmen.
Dagegen erreichte das dritte Segment »Men's + Sportswear« (Jupiter, Gin Tonic) nach fünf Jahren erstmals wieder ein Umsatzplus. Das noch negative Ergebnis verbesserte sich von minus 2,5 auf minus 1,8 Millionen Euro.
Ahlers war in der Vergangenenheit stets offen für Akquisitionen. Auf dem Weg zu weiterem Wachstum lässt Stella Ahlers diese Möglichkeiten offen. Ausgeschlossen seien nur Sanierungsfälle und ausgesprochene Damen- oder Kinder-Kleidermarken.

Artikel vom 12.04.2006