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Air Berlin fliegt in Verlustzone

Börsengang mit roten Zahlen

Frankfurt/Berlin (dpa). Die zweitgrößte deutsche Fluggesellschaft Air Berlin geht mit roten Zahlen an die Börse.
Bleibt zuversichtlich: Air-Berlin-Geschäftsführer Joachim Hunold. Foto: dpa
Dennoch sieht sich das Unternehmen angesichts steigender Passagierzahlen für die nächste Zeit gut gerüstet, wie Geschäftsführer Joachim Hunold in Frankfurt deutlich machte. Die Aktie soll voraussichtlich im Mai an der Börse in Frankfurt platziert werden.
Unter dem Strich stand 2005 nach Angaben Hunolds ein Verlust von 115,9 Millionen Euro. Auf der Bilanz-Pressekonferenz am 8. März hatte Air Berlin kein Nettoergebnis genannt, sondern ein Gewinn vor Steuern, Zinsen, Abschreibungen und Leasingkosten in Höhe von 153 Millionen Euro ausgewiesen. Für das laufende Jahr erwartet zumindest eine Studie der Commerzbank, die neben Morgan Stanley Konsortialführerin ist, einen Überschuss von 50 Millionen Euro.
Air Berlin will beim Gang an die Börse mehr als die Hälfte der Unternehmensanteile platzieren und damit zwischen 700 und 900 Millionen Euro erlösen. Damit könnte es der zweitgrößte Börsengang des Jahres in Deutschland nach der Wacker Chemie AG werden. Bei deren Börsengang wurden am Montag 1,2 Milliarden Euro erlöst.
Hunold sagte, Air Berlin habe 2006 noch »deutliche Sparpotenziale«. Die Buchungszahlen belegten zudem ein sehr starkes Wachstum bei der Passagierzahl. In das Jahresergebnis 2005 seien überdies zwei »Einmaleffekte« von insgesamt fast 100 Millionen Euro eingegangen. »Wir haben nun alle Maßnahmen eingeleitet. Das entsprechende Ergebnis kommt mit einem Jahr Versatz.«
Trotz des Verlustes 2005 sei jetzt der richtige Zeitpunkt für den Börsengang, sagte Hunold. »Wenn wir noch ein Jahr warten würden, könnten wir nicht am Wachstum teilhaben, wie wir es möchten. Dafür will ich das Kapital haben.« Partnerschaften und Zukäufe schließt Air Berlin nicht aus.
Im Zuge des Börsengangs wird es eine »deutliche Kapitalerhöhung« geben. Einige der bisher sechs Gesellschafter neben Hunold wollen ihre Anteile reduzieren. Hunold selbst will von seinem fünfprozentigen Anteil nichts abgeben. Er werde zudem »noch lange« als Chef an Bord bleiben und habe gerade einen Fünfjahresvertrag unterschrieben. Air Berlin hat im vergangenen Jahr 13,5 Millionen Passagiere befördert.

Artikel vom 12.04.2006