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»Das offene Gespräch suchen«

Drei Fragen an den Psychotherapeuten Andreas Wilser

Bielefeld (WB/dr). Mit Süchten aller Art befasst sich auch Andreas Wilser, Dipolom-Psychologe und Psychotherapeut. Der 54-Jährige hat eine Praxis in Bielefeld und neben der psychologischen Ausbildung auch ein Sportstudium absolviert. Er bietet außerdem sportpsychologische Coachings an.
Herr Wilser, wenn man bei einem nahestehenden Menschen den Verdacht einer Sportsucht hegt, wie sollte man sich am besten verhalten?
Andreas Wilser: Niemals totschweigen, sondern immer das Gespräch suchen. Je direkter man das Thema ansprechen kann, desto besser. Allerdings fehlt bei süchtigen Menschen oft die Krankheitseinsicht. Aber man kann Betroffenen den Tipp geben: Ich glaube, du solltest professionelle Hilfe in Anspruch nehmen und dich direkt an einen Psychotherapeuten wenden.
Wie behandelt man Sportsucht eigentlich?
Andreas Wilser: Eine Behandlung setzt zunächst eine sorgfältige Analyse voraus. Man muss schließlich herausfinden, was dahinter steckt. Sucht ist immer ein Indiz für Ersatzbefriedigung und kommt häufig durch einen Mangel an Aufmerksamkeit, Liebe und Anerkennung zustande. Hat man die Ursachen erkannt geht es darum, Alternativen für diese Bedürfnisse zu finden.Kann jeder sportsüchtig werden, oder gibt es dafür gewisse Dispositionen?
Andreas Wilser: Es gibt sicher eine gewisse genetische Veranlagung, die spielt aber kaum eine Rolle. Wichtiger sind sozial erworbene Verhaltensmuster. Je nachdem, welche Bewältigungsstrategien man sich angeeignet hat, ist man für Sucht generell mehr oder weniger anfällig. Theoretisch kannn aber jeder Mensch süchtig werden.

Artikel vom 12.05.2006