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Trauriger Vata:
»Wir waren so dicht dran«

Nach dem Pokal-Aus in Frankfurt

Von Werner Jöstingmeyer
Bielefeld (WB). Für Fatmir Vata war die Sache klar: »Dieses Pokalspiel haben wir in der ersten Halbzeit verloren. Ein Fehler in der Defensive reichte, um die Eintracht nach Berlin zu schicken.« An dem kleinen Al-baner mit dem großen Kämpferherzen lag es wahrlich nicht, dass Arminia in der Frankfurfer Commerzbank-Arena durch die 0:1-Niederlage eine »historische Stunde« in der 101-jährigen Vereinsgeschichte verspielte.

»Wir waren so dicht dran. Hinten standen wir gut, aber vielleicht hätten wir nach vorne etwas mehr riskieren müssen«, ärgerte sich Vata, dass echte Torchancen Mangelware blieben. Pech für ihn, dass sein fulminanter Distanzschuss aus gut 23 Metern nur ans linke Lattenkreuz klatschte. »Ich hatte gesehen, dass der Frankfurter Keeper weit vor seinem Tor stand. Da habe ich es einfach versucht.«
Pech auch für Petr Gabriel: Nach einem Freistoß von Bernd Korzynietz stand er am langen Pfosten mutterseelenallein. Sein Kopfball war aber nicht platziert genug. »Diese Partie war ein Spiegelbild vom letzten Samstag. Wer das erste Tor schießt, gewinnt. Diesmal haben wir das Frankfurter Tor vorbereitet«, erinnerte er an Westermanns Fehlpass und Gabriels verlorenen Zweikampf mit Lexa. Der Frankfurter Angreifer setzte den Kollegen Amanatidis in Szene. Der schnelle Grieche spielte auch noch DSC-Schlussmann Mathias Hain aus und erzielte den umjubelten Führungstreffer. »Das hat er gut bemacht«, sparte auch von Heesen nicht mit Komplimenten.
Arminias Antwort blieb nur Stückwerk. Die Offensive focussierte sich zu sehr auf Issac Boakye. Der Stürmführer verlor als einzige Spitze zu viele Bälle und rieb sich in Zweikämpfen auf. Bemängelte von Heesen: »Das Mittelfeld ist nur halbherzig nachgerückt, so dass wir Frankfurt immer wieder ins Spiel brachten.«
Ioannis Masmanidis suchte auf dem linken Flügel nach seinen unnötigen Dribblings und dem körperbetonten Spiel des Gegners mehr den Blickkontakt zu Schiri Markus Merk als zu seinen Mitspielern. An Durchsetzungsvermögen ließ es Bielefelds Grieche erneut vermissen.
Wesentlich effektiver agierte Fatmir Vata. Kein anderer Armine bearbeitete den lädierten Rasen der Commersbank-Arena so wie der 34-jährige ehemalige Nationalspieler. 45 Minuten auf der rechten Seite, nach dem Seitenwechsel zentral als zweite Spitze und nach der Auswechselung von Masmaninis auf der rechten Außenbahn. Nach 76 Minuten war Vata mit den Kräften am Ende. »Ich hatte Adduktorenprobleme. Da ging nichts mehr«, begründete er seine Auswechselung.
Der zukünftige Frankfurter Michael Fink blieb schon in der Halbzeitpause in der Kabine. »Ich wurde das Opfer der Systemumstellung«, zeigte der Schwabe durchaus Verständnis für die Maßnahme seines Trainers. Arminia erhöhte zwar den Druck. Doch die zahlreichen langen Pässe waren nicht das geeignete Mittel, um die kampfstarke Eintracht in Gefahr zu bringen. Den Bielefeldern fehlten im »Spiel der Spiele« die zündenden Ideen. Zwar versicherten Thomas von Heesen und auch Sportchef Reinhard Saftig ein besseres Spiel gesehen zu haben als beim knappen 1:0-Sieg am Samstag. Das »Auswärtsgesicht« der Mannschaft blieb indes bestehen. Frankfurt war vor eigener Kulisse einfach bissiger, wollte mit aller Macht die Tickets für das Pokalfinale in Berlin lösen.
DSC-Präsident Hans-Hermann Schwick lobte zwar noch einmal die Moral der Profis: »Wir sind alle stolz, was die Mannschaft in dieser Saison geleistet hat«, bemerkte aber auch: »Vielleicht fehlte für den letzten Weg nach Berlin etwas die Qualität.« Fatmir Vata stand die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben. »Für mich war das Halbfinale gegen Frankfurt wichtiger als das Bundesligaspiel letzten Samstag. Den Klassenerhalt schaffen wir sowieso, aber die Chance das Pokal-Endspiel bestreiten zu können, haben wir leider heute verspielt.«

Artikel vom 13.04.2006