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Ein Hauch von Scala
»Nabucco« unter freiem Himmel am 19. August im Gerry Weber Stadion
Halle. Eine weltberühmte Oper, dargeboten unter freiem Himmel von Künstlern, die auch schon in der Mailänder Scala und der Arena di Verona ihre gewaltigen Stimmen erhoben haben -ĂŠOstwestfalens Opernfreunde kommen am Samstag, 19. August, 20 Uhr, in Halle auf ihre Kosten. Im Gerry Weber Stadion regiert einen Abend lang der Babylonierkönig »Nabucco« in all seiner musikalischen Imposanz, die einst den Weltruhm des Komponisten Giuseppe Verdi begründete.
Bei dieser Inszenierung des Starregisseurs Günther Roth mitzuwirken ist für die Bielefelder Philharmoniker eine besondere Freude. Sie setzen bei der Open-Air-Aufführung in Halle ihre Zusammenarbeit mit dem bekannten Dirigenten Eraldo Salmieri fort, die mit »Aida« im Februar in Lemgo erfolgversprechend begonnen hatte. Derzeit steht Nabucco in Bielefeld als (vom Publikum gefeierte) konzertante Produktion auf dem Spielplan. Quasi als Krönung folgt - in der an und für sich spielfreien Zeit - die Inszenierung in Halle. »Das Schwierigste wird sein, die Augen auf den Notenblättern zu halten«, lächelt Ursula Esch, eine der ersten Geigerinnen im Bielefelder Orchester. »Zu gerne würde ich sehen, was auf der Bühne geschieht . . .«, freut sie sich wie ihre Kollegen auf den großen Opernabend in Halle.
So wie Orchester und Dirigent einander bereits kennen und verstehen, arbeitet Maestro Salmieri in zahlreichen Nabucco-Aufführungen in verschiedenen Städten auch mit den Solisten eng zusammen. Dazu gehört Bariton Walter Donati, der nach seinem Debüt 1983 auf den großen Bühnen dieser Welt 36 Rollen als Tenor sang. 1992 setzte er seine Karriere als Bariton fort, wobei der König Nabucco zu seiner Glanzrolle wurde; mehr als 200-mal verkörperte er inzwischen den Babylonierkönig, gegen dessen Unterdrückung das jüdische Volk in seiner Sehnsucht nach Freiheit aufbegehrt.
Als Sklavin und vermeintlich älteste Tochter Nabuccos, Abigaile, wird die Antonella Banaudi in Halle zu erleben sein. Zu internationalem Ruhm gelangte die Sopranistin durch ihren Sieg im Pavarotti-Wettbewerb in Philadelphia - nur eine von vielen Auszeichnungen, die sie erwarb.
Nicht minder begehrt ist der ukrainische Bassist Valentin Pivovavrow. Auch seine Karriere ist mit zahlreichen Auszeichnungen verbunden, so unter anderem die goldene Medaille bei der italienischen Konkurrenz »Voci Verdiane«. In der Rolle des Zaccharia brillierte der 52-Jährige bereits mehrfach.
Nabucco - das sind leidenschaftliche Musik, imposante Bühnenbilder, aufwendige Kostüme. Und natürlich der Gefangenenchor mit seinem »Va pensiero, sulláli dorate«, der heimlichen Nationalhymne Italiens. Aber so wuchtig und plakativ Verdis Musik auf der einen Seite erscheint, so tiefgründig kreiert er seine Figuren mit großartigen szenischen Tableaus und gefühlvollen Soloszenen und Duetten. Auf diese entscheidenden Nuancen achtet in Halle Regisseur Günther Roth, der Verdis Meisterwerk neben vielen anderen Stätten auch schon an der Mailänder Scala, quasi der »Wiege« Nabuccos, inszenierte. Dort hält die Oper übrigens einen Rekord. Innerhalb eines Vierteljahres nach der Uraufführung 1842 wurde das Stück 57-mal aufgeführt. Margit Brand

Artikel vom 19.05.2006