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Ein »Riecher« für die Vermissten-Suche

Johanniter Rettungshundestaffel in Ostwestfalen trainiert regelmäßig für den Ernstfall

Senne (oh). Aufgeregt zerrt »Max«, der achtjährige Bordercollie-Mischling, an der Leine. Endlich lässt Klaus Winkenjohann, »die menschliche Hälfte« dieses Teams der Johanniter Rettungshundestaffel in Ostwestfalen, das Tier von der Leine. Mit großen Sprüngen prescht der Hund los in Richtung Wald. Denn er kennt seine Aufgabe, er muss dort eine »vermisste« Person finden.

Schon wenige Augenblicke später ist lautes Gebell zu vernehmen. »Max« war erfolgreich: Sandra Siegburg, eigentlich Sanitätshelferin bei den Johannitern, die in diesem Fall den Part der »vermissten« Person spielt, ist gefunden - trotz der dicken Laubschicht, mit der sie zugedeckt war. Als Belohnung für die erfolgreiche Arbeit legt »Opfer« Sandra eine kleine Spielrunde mit »Max« ein.
An diesem Samstagvormittag ist die Suche im Senner Wald nur Training, ein »Spaß« für den Bordercollie-Mischling und seine Rettungshunde-Kolleginnen von der ostwestfälischen Staffel, die achtjährige »Nena« und die schwarze Schäferhündin »Flo«. Einen Tag später ist aus dem Training bitterer Ernst geworden. Aus Schwerte erreichte die Johanniter am vergangenen Sonntag eine so genannte Nachalarmierung. Die DRK-Rettungshundestaffel hatte dort vergeblich nach einem 20-jährigen Mann gesucht, der seit dem vergangenen Freitag als vermisst galt. Jetzt werden der Johanniter-Staffelleiter und Ortsbeauftragte Norbert Siegburg, sein Stellvertreter Klaus Winkenjohann mit »Max« und Siegburgs Ehefrau Renate mit »Flo« um Mithilfe gebeten.
Selbstverständlich machen sich die Teams aus Bielefeld umgehend auf den Weg. »Aber auch wir waren in Schwerte nicht erfolgreich, der junge Mann blieb verschwunden«, sagt Klaus Winkenjohann. Dennoch gibt es ein Happyend. Der 20-Jährige wird am Montagmorgen ausgekühlt, aber ansonsten unversehrt, im 40 Kilometer entfernten Bönen von einem aufmerksamen Passanten in einem Busch entdeckt.
»Bei solchen Einsätzen gibt es keine Grenzen zwischen den Hilfsorganisation«, erklärt Norbert Siegburg. Ob Technisches Hilfswerk (THW), Arbeiter-Samariter-Bund (ASB), DRK oder Johanniter Unfall-Hilfe (JUH) - die jeweiligen Rettungshundestaffeln sind in Katastrophen- oder Notfällen gewohnt, zusammen zu arbeiten. Dies ist auch ein Grund dafür gewesen, dass vor genau einem Jahr von den Hilfsorganisationen eine neue Prüfungsordnung für die Rettungshunde-Teams eingeführt wurde. »Zuvor hatte jeder seine eigene Ordnung mit unterschiedlichen Standards, nach denen die Prüfungen abgehalten wurden«, erklärt der stellvertretende JUH-Staffelleiter.
Zu den großen Hilfsorganisationen kommen noch die privaten Rettungshundestaffeln hinzu, so dass es in Deutschland insgesamt etwa 20 solcher Rettungshundestaffeln gibt. Inzwischen wird bei ASB, DRK, THW und natürlich auch JUH nur noch nach der neuen einheitlichen Prüfungsordnung geprüft sowie die Ausbilderfortbildung durchgeführt. »Die hohen Standards, die es bei uns in der Ausbildung bei Gehorsamkeit, Gerätearbeit, Verweisübungen oder der Flächen- und Trümmersuche gab, die haben wir in den einheitlichen Vorschriften wiedergefunden«, sagt Norbert Siegburg. Der erste Rettungshund der Johanniter, der vor einem Jahr die Prüfung nach der neuen Ordnung abgelegt hat, war übrigens »Flo«, der Hund seiner Ehefrau Renate.
Inzwischen gibt es bei den fünf nordrhein-westfälischen Rettungshundestaffeln 14 nach der neuen Ordnung geprüfte Teams, bestehend jeweils aus einem Hund und seinem Hundeführer. Zwei Teams kommen dabei aus Bielefeld, drei aus Paderborn. Auch wenn Klaus Winkenjohann mit seinem eineinhalb Jahre alten Bordercollie-Mischling »Carney« bereits einen neuen Hund in der Ausbildung hat, gleiches gilt für Norbert Siegburg mit der neun Monate alten altdeutschen Schäferhündin »Gwendy«, so wünschen sich der Staffelleiter und sein Stellvertreter noch Verstärkung für die Teams der Rettungshunde.
»Wer für sich und seinen nicht zu kleinen und nicht zu großen Hund ein interessantes Betätigungsfeld sucht, der sollte uns einfach kennen lernen«, sagt Renate Siegburg. Weitere Informationen erteilt sie auch unter der folgenden Mobilfunk-Nummer: 0170 / 4 06 98 52.

Artikel vom 13.04.2006