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Ein »zeitgemäßer« Umgang mit Elektronik

Interview mit der Theremin-Spielerin Barbara Buchholz

Bielefeld (WB). Sie ist eine von einem halben Dutzend professionellen Theremin-Spielern weltweit. Am Freitag, 5. Mai, gibt die Bielefelder Thereminvirtuosin Barbara Buchholz mit ihrem japanischen Pendant Masami Takeuchi sowie einem 15-köpfigen Ensemble aus Japan ein Theremin-Konzert in der Musik- und Kunstschule. Mit Uta Jostwerner sprach sie über die Hintergründe sowie die Besonderheiten des Instrumentes.

Wie kam es zu dem Kontakt mit japanischen Theremin-Spielern?Barbara Buchholz: Masami Takeuchi hat vor 12 Jahren in Moskau bei Lydia Kavina, der Großnichte des Theremin-Erfinders, das Instrument studiert. Ich selbst habe ebenfalls bei Kavina studiert, allerdings Jahre später. Persönlich sind wir uns zwar noch nie begegnet, wir haben aber irgendwann mal per E-Mail Kontakt aufgenommen und tauschen uns seitdem regelmäßig aus. Jetzt ist Masami Takeuchi, der das Instrument in Japan sehr bekannt gemacht hat und mehr als 100 Schüler in drei größeren Städten unterrichtet, mit seinem Ensemble auf einer Europareise. Da bot es sich an, ein gemeinsames Konzert zu geben, das im Rahmen des 50-jährigen Bestehens der Musik- und Kunstschule in der Rondiste stattfinden wird.
Das Theremin ist ja ein sehr exotisches Instrument und das einzige, das man zum Klingen bringt, ohne es zu berühren. Wissen Sie, wie viele Spieler es in etwa auf der Welt gibt?Barbara Buchholz: Weltweit gibt es sechs bis sieben Spieler auf professionellem Niveau. Daneben nutzen viele das Theremin als Effektgerät, weil sich damit so gut unterschiedliche elektronische Sounds herstellen lassen. Und das Interesse am Theremin nimmt zu.
Können Sie sich erklären, warum das so ist?Das Theremin bietet einfach einen zeitgemäßen Umgang mit Elektronik. In den 70er Jahren fand der Umgang damit fast völlig auf technischer Ebene statt. Der Computer machte den Sound fast vollständig allein und der Mensch verschwand hinter riesigen Computer-Burgen. Das Theremin hingegen ist ein ganz ehrliches Instrument, das jedes Zittern des Körpers in Töne umsetzt. Das ist eine viel emotionalere Technologie, bei der man ganz tief in den Klang eintauchen muss, weil das Spiel ausschließlich übers Ohr geht, da es keine Skalen und Maßstäbe dafür gibt, wie man einen bestimmten Ton erzeugt. Das ganze erfordert eine tiefe Konzentration und ist wunderschön.
Ihr japanischer Kollege Takeuchi hat das Instrument weiter entwickelt?Barbara Buchholz: Nicht direkt, er hat kein neues Instrument daraus gemacht, aber die Eigenarten und Vorlieben der Japaner berücksichtigt. Die lieben Matrioschka, das sind diese bekannten russischen Puppen, die man ineinanderstecken kann. Masami Takeuchi hat ein Theremin dort hineingebaut und nennt das Instrument Matryomin. Es hat einen kleineren Sensor und keine Lautstärken-Antenne, deshalb muss man beim Wechseln der Töne sehr schnell sein. Aber man kann auch virtuos darauf Melodien spielen. Der Spieler hält es eine Armlänge von sich entfernt und bewegt sich mit der rechten Hand drauf zu. Schwierig ist es, in der Gruppe zu spielen und sich klanglich zu orten. Wenn es gelingt, klingt es wie ein Chor, der singt. Und das Ganze ergibt ein einzigartiges Bild.
Welche Stücke wird das Publikum beim Konzert zu hören bekommen?Barbara Buchholz:Das genaue Programm steht noch nicht fest. Nur so viel: Masami Takeuchi und ich werden je eine Soloperformance von 15 bis 20 Minuten spielen. Dann wird es Stücke geben, die vom Ensemble gespielt werden und schließlich werden Takeuchi und ich noch ein Duo mit Klavierbegleitung spielen. Das Stück heißt »Song for two brother« und ist recht konventionell komponiert für zwei Stimmen.
Was können sie uns noch zum Konzert erzählen?Barbara Buchholz: Es beginnt um 20 Uhr und Karten können jetzt schon unter der Telefonnummer 51 66 77 bestellt werden. Der Eintritt kostet 7,50 Euro.

Artikel vom 13.04.2006