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Tore, die nicht normal sind
Blick in eine Fima, die zur Zeit für die Fußball-Weltmeisterschaft arbeitet
Nun gut, nicht jeder von euch begeistert sich für die Fußball-Weltmeisterschaft. Aber woher die Tore kommen, das dürfte sicherlich alle interessieren.
Sie sind das fast wichtigste Utensil der Fußball-Weltmeisterschaft, in kritischen Spielsituationen ziehen sie alle Zuschauerblicke auf sich und sind dennoch nur die Stars im Hintergrund: die Fußballtore. Der Mann, der mit seiner Firma »Sportgeräte 2000« die WM-Tore herstellt, bleibt auch oft lieber im Hintergrund. In einem Gewerbegebiet in Hildesheim steht Helmuth Löhrs 2000 Quadratmeter große Fertigungshalle. »Wir stellen hier 20 bis 30 Tore pro Tag her - 5000 Tore pro Jahr.« Der Auftrag der Fifa - 24 Tore für zwölf Stadien plus ein Ersatztor - ist für ihn ein kleiner Fisch.
Dennoch bescheren dem 66-Jährigen genau diese 25 Tore jetzt Aufmerksamkeit. Seit mehr als 30 Jahren fertigt Löhr Tore, Kabinen, Treppen oder Geländer aus Aluminium an und liefert sie an Sportstätten und Vereine in der ganzen Welt. Die Idee kam ihm 1971. »Als das Holztor im Spiel Gladbach gegen Bremen brach, überlegten alle, wie man das verhindern könnte.« Schnell war klar: Aluminium ist das verlässlichste Material. »Es rostet nicht und ist leichter als Stahl.«
Der gelernte Kaufmann machte sich selbstständig und feierte 1988 seinen ersten internationalen Auftrag - »für die Europameisterschaft in Deutschland«. 2000 und 2004 lieferte er Tore und Spielerkabinen für die EM in Belgien/Holland sowie Portugal. In diesem Sommer folgt mit dem WM-Auftrag die Krönung. »Das Einmalige an den Toren ist, dass der Rahmen aus einem Stück besteht, stabiler gehts nicht«, meint der Fabrikant. Normale Tore würden aus einzelnen Teilen geschweißt. Etwa 1000 Euro kostet solch ein Tor, das Löhr nach den Vorgaben der Fifa herstellt.
Die Maße der Aluminiumgestelle sind genau festgelegt: 7,32 Meter lang, 2,44 Meter hoch und 2 Meter tief muss das Aluminiumgerüst sein. Die Pfosten sind oval, nicht breiter als 120 und nicht dünner als 100 Millimeter. Die 24 Tore für die zwölf Stadien stehen bereit. »Erst wenn die Bundesliga-Saison vorbei ist, übernimmt die Fifa die Hoheit über die Stadien, und dann liefern wir aus«, sagt Löhr. Auf acht Meter langen Anhängern werden die Alu-Konstruktionen nach Berlin, Dortmund oder München gefahren und von Löhrs Personal montiert.
Knapp die Hälfte der Bundesliga-Arenen beliefert Löhr mit seinen Toren, die in Hildesheim hergestellt werden. Dort sprühen die Funken: Ein Mitarbeiter mit Schutzhelm und dicken Handschuhen schweißt zur Zeit einzelne Pfosten zu einem fünf mal zwei Meter-Tor zusammen. »Der große Markt für uns sind transportable Tore für die Jugend«, sagt Löhr.
Die Fifa braucht Löhrs Tore nur für die sechs Wochen lange Weltmeisterschaft. Danach darf der Deutsche Fußballbund entscheiden, was mit ihnen passiert. Vielleicht werden einzelne Tore ausgestellt. Den 50 Mitarbeitern von »Sportgeräte 2000« könnte das gefallen. Sie sind stolz, ein kleiner Teil des großen WM-Spektakels zu sein.

Artikel vom 29.04.2006