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»Spaß ja, Verpflichtungen nein«

Telekom Post SV: Arnim Nölkes Einstieg in ein »spießiges« Leben

Von Jörg Manthey
Bielefeld (WB). Der Vol-leyballsport hat ihn 24 Jahre lang geprägt und wird in Arnim Nölkes Leben auch weiter von großer Bedeutung sein. Nur nicht mehr in dieser Intensität und nicht auf diesem Niveau. »Spaß ja, Verpflichtungen nein«, begründet der 31-Jährige seinen Rückzug aus dem Hinterfeld der 1. Mannschaft des Telekom Post SV (wir berichteten gestern).

Einen Trainerjob lehnt er dankend ab. »Dann hätte ich ja nichts gewonnen und wieder Verpflichtungen und Termine. Nein, ich habe den Volleyball-Wahnsinn in allen Facetten mitgemacht. Jetzt bin ich ziemlich durch damit«, freut sich Arnim Nölke auf mehr Zeit für andere lebenswerte Dinge. Bei aller Konsequenz seines Schritts ist dennoch spürbar: Wenn der Verein Arnim Nölke braucht, wird der sofort zur Stelle sein. Wie zuletzt Matthias Heising oder Jan Strate.
Nölkes persönliche Saisonbetrachtung fällt recht nüchtern aus. »Wir mussten viele Kompromisse eingehen, zu denen es aber keine Alternative gab«. Nur acht Leute und davon fünf, die bis dato noch nicht Regionalliga gespielt hatten. Das Wunschdenken, »uns bis Weihnachten so viele Punkte wie möglich zusammenzulügen«, ging nicht auf - 2:18 Zähler. »Wir Ü 30-Hoffnungsträger haben es offensichtlich nicht geschafft, so in die Führungsrolle zu schlüpfen, wie sie vorher ein Tilo Kentzler inne hatte«, betreibt er angesichts der mageren Ausbeute auch Selbstkritik. Am 6./7. Mai wird sich nun entscheiden, wohin die Reise geht. Bis dahin wird sich Arnim Nölke auch als »Interimscoach« weiter voll einbringen.
Für den Libero ist die prickelnde Atmosphäre einer Relegation ein alter Hut - es wird seine fünfte sein. »Und ich bin dabei noch nie abgestiegen«. Ein gutes Omen also. »Das wird nochmal ein Highlight«, freut sich Nölke auf sein nächstes »Abschiedsspiel«, ehe er die Prioritäten in seinem Leben neu ordnet. Der Pädagoge am Steinhagener Gymnasium konzentriert sich dann vermehrt auf Beruf, Familie und Eigenheim. »Hört sich ziemlich spießig an, nicht wahr?«, grinst der Spaßvogel.
Der Telekom Post SV ohne seinen langjährigen Libero. Kaum vorstellbar. Teammanager Wolfgang Horstmann sieht »weit und breit in ganz Ostwestfalen keinen mit seiner Qualität«. Heißt: Diese große Lücke wird nicht gleichwertig zu schließen sein. »Womöglich stellen wir unser Spielsystem auf 4:2 um«, überlegt er laut.
Es stehen zukunftsweisende Entscheidungen an, eine neue Perspektive muss her: Auf diejenigen, die daran basteln, dass Bielefelds Regionalliga-Volleyballer in Ostwestfalen weiter eine große Nummer bleiben, wartet eine Herausforderung. Aus den teils schmerzlichen Erfahrungen dieser Saison gilt es die richtigen Schlüsse zu ziehen. »Wir waren nach dem Abstieg aus der 2. Liga nicht in der Lage, fünf Abgänge zu kompensieren«, führt Horstmann als Hauptkriterium für die alarmierende Zwischenbilanz von 2:18 Punkten an. »Wir sind in ein Loch gefallen. Was im Kopf nicht richtig funktionierte, hat sich aufs Feld übertragen«. Die Reaktivierung Matthias Heisings gab schließlich den entscheidenden Kick für eine versöhnliche Rückrunde.
Aus deren Verlauf zieht Wolfgang Horstmann denn auch zuversichtliche Rückschlüsse. »Wir haben gute Möglichkeiten, die Relegation zu gewinnen und unser Saisonziel, den Klassenverbleib, zu erreichen. Wenn auch mit einer von allen nicht gewünschten Verlängerung«. Sollte der »Ernstfall« - sprich: Abstieg - eintreten, würde der Telekom Post SV nicht in ein weiteres Loch fallen, glaubt Horstmann: »Wir haben uns auch mit dem ungünstigsten Fall auseinander gesetzt und entsprechende Gespräche geführt«.
Bis zum 1. Mai, offizieller Mannschafts-Meldetermin, soll die »Struktur« stehen. Wer dann als Trainer auf der Bank sitzt, bleibt so lange offen, wie es auch die Klassenzugehörigkeit ist. Harald Pulina wird als Spielertrainer nicht weitermachen. Möglich, dass das Dreigestirn Klaus Pannen/Anne Schade/Wolfgang Horstmann sich weiter das Coaching teilt. »Hat doch ganz gut geklappt mit uns dreien. Die Mannschaft hat so mehr Input bekommen«, schmunzelt der Teammanager.
Das Relegationsspiel des 2. Telekom-Herrenteams ist terminiert. Am Samstag, 6. Mai (16 Uhr), trifft die Verbandsliga-Reserve in der Carl-Severing-Sporthalle II auf den Sieger der Begegnung BTW Bünde - SC Halle (30.4.).

Artikel vom 11.04.2006