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Insgesamt 181 Häuser baut die Welthungerhilfe mit Unterstützung von »Bielefeld hilft« in Silavatai in Sri Lanka.
Schulunterricht gibt es wieder in Sillavatai - auch, wenn die neue Schule noch nicht steht.

Drei Zimmer, Küche,
zehn Kokospalmen

Mullaittivu: erste ÝBielefelderÜ Häuser werden bezogen

Bielefeld/Sri Lanka (WB). Vor 15 Monaten zerstörte der Tsunami weite Küstenbereiche in Südostasien. Schon Tage später wurde die Aktion »Bielefeld hilft«, unterstützt von allen Rathaus-Parteien, ins Leben gerufen. Unter der Regie der Stadt wurde eine Vereinbarung mit der Deutschen Welthungerhilfe getroffen, in Kooperation einen Beitrag zum Wiederaufbau in Sri Lanka zu leisten.

Rund 425 000 Euro an Spendengeldern gingen ein, 374 000 Euro davon sind fest verplant für Projekte der Welthungerhilfe und der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) in den Orten Mullaittivu und Silavatai. Ralph Dickerhof von der Welthungerhilfe hat sich die Fortschritte in der Region angeschaut. Er schreibt:
»Der Distrikt Mullaittivu gehört zu denen am schlimmsten vom Tsunami getroffenen Regionen Sri Lankas. Die Deutsche Welthungerhilfe baut hier, gemeinsam mit ihrer lokalen Partnerorganisation, Sewalanka Foundation und der Hilfe der Stadt Bielefeld ein Dorf wieder auf.
Der 26. Dezember 2004: Die Kinder hatten schon gefrühstückt an diesem Morgen. Sithirakumar war bereits seit einigen Stunden vom Fischen auf hoher See zurück - da hörte auch er es: »Es war ein unglaubliches Geräusch, erst dumpf, dann immer lauter.«
Er habe seinen fünf Kindern zugerufen, sie sollten schnell weglaufen, seine Frau und er schnappten sich die beiden Kleinen, alle rannten. Und entkamen. Haus, Fischerboot, Hab und Gut - alles Materielle der Familie wurde von den Wellen des Tsunami zerstört. Nur die Bodenplatte des alten Hauses steht noch. Bis heute. Der 36 Jahre alte Mann wohnt seit Anfang Februar 2005 mit seiner Familie in einem Übergangshaus, gebaut und betreut von der Sewalanka Foundation und der Welthungerhilfe.
Das Ziel, permanente Häuser zu bauen, stellte die Helfer vor viele Probleme. Eine besonders schwere Regenzeit Ende vergangenen Jahres, Schwierigkeiten bei der Materialbeschaffung und beim Transport waren die Hauptprobleme, die gelöst werden mussten. Auch mit den Tamil Tigers, insbesonders deren »Tamil Recovery Organisation«, muss alles abgestimmt werden.
Auch die Regenzeit mit ihren teils verheerenden Überschwemmungen ist vorbei und so kann mit Hochdruck an den neuen Häusern weiter gebaut werden. In Silavatai kennt man all diese Umstände. Und dennoch: »Wir werden schon langsam ungeduldig«, gibt Sithirakumar begleitet von lebhaftem Nicken seiner Frau zu. »Jetzt, wo wir doch wissen, dass es bald soweit ist. Außerdem kennen wir ja das neue Haus schon und finden es sehr schön. Wir sind schon etwas aufgeregt!« Kein Wunder, denn die neuen Häuser, gebaut auch mit der tatkräftigen Unterstützung der Stadt Bielefeld, lassen sich wirklich sehen: »Schlüsselfertig« werden sie übergeben, wenngleich die Begünstigten auch tatkräftig mit geholfen haben, etwa beim Streichen, Holzschutz für Türen und Fenster oder später bei den Außenanlagen.
Auch für den Ausbau von Küche und Zimmern sind die neuen Bewohner selbst verantwortlich. Drei Zimmer und Küche bietet der Neubau, Toilette und Brunnen werden außerhalb gebaut.
Umgerechnet rund 5380 Euro kostet ein solches Haus; 25 davon baut die Welthungerhilfe gemeinsam mit ihrem Partner und mit Unterstützung der Stadt Bielefeld. Auch für die Gärten ist gesorgt, alle Familien erhalten dafür als »Startkapital« zehn Kokosnusspalmen, fünf Kasuarinen sowie Cashewnussbäume.
Sithirakumar, seine 32-jährige Frau Marry Angela sowie die fünf Kinder Piriya (14), Kajeevan (12), Rajeevan (10), Jetheepar (8) und Sivara (2) besuchen die Baustelle, so oft sie können. Der Fischer hat begonnen, einen Zaun um das Grundstück zu ziehen, die Kinder befreien das Land von Bauschutt und Müll.
Nun ist es also bald soweit: Mitte April werden die ersten von insgesamt 181 neuen Häusern übergeben.«

Artikel vom 11.04.2006