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Arminia kann
viel für sich tun

Ein Halbfinale mit Nebenwirkungen

Von Dirk Schuster
Bielefeld (WB). Hundertundein Jahr Arminia: Aber erst zum zweiten Mal in seiner Vereinsgeschichte steht der Deutsche Sport-Club im Halbfinale des Pokalwettbewerbs. Es geht um Geld, die Zukunft und vor allem um Reputation. Der DSC Arminia kann heute Geschichte schreiben. Und ganz nebenbei noch eine Menge für sich tun. Der Überblick:
Alle(z) für Arminia: 5000 Fans begleiten den DSC heute zum Halbfinale in Frankfurt.
Das Geld: Der Einzug ins Finale beschert jedem Endspielteilnehmer eine Bruttoeinnahme von zwei Millionen Euro, davon allein 1,2 Millionen durch die TV-Übertragung. Jeweils ein Drittel der Zuschauereinnahmen geht an die beiden Finalisten sowie den Deutschen-Fußball-Bund.
Das Personelle: Der am Samstag weitgehend gesicherte Verbleib in der 1. Liga bringt den DSC in die komfortable Situation, potenzielle Neuverpflichtungen mit dem Argument »Wir spielen in der kommenden Saison sicher in der 1. Liga« nach Bielefeld zu locken. Und eine mit der Endspielteilnahme höchstwahrscheinlich verbundene Europacupqualifikation könnte im Wettbewerb um neue Spieler auch nicht schaden.
Das Sportliche: Es ist für beide Mannschaften das vorweg genommene Endspiel. Jedenfalls im Kampf um die Europapokal-Quali. Denn ganz Fußball-Deutschland geht fest davon aus, dass im zweiten Halbfinale morgen der FC Bayern auf St. Pauli siegen wird. Und weil die Bayern mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit am Ende der Bundesligasaison Deutscher Meister, zumindest aber Vizemeister und damit in der kommenden Saison Champions-League-Teilnehmer sein werden, wäre dem Regelwerk zu Folge dem DFB-Pokalfinalisten die UEFA-Cup-Quali sicher.
Die Sponsoren: Noch hält sich manch namhafte Firma der Region vornehm zurück, wenn es um das Sponsoring beim DSC Arminia geht. Doch wer weiß? Internationale Auftritte könnten Arminia plötzlich auch für Bertelsmann und Co. interessant machen.
Das Ideelle: Pokalfinalist - zwar dürfen sich auch Union Berlin, die Amateure der Hertha, Fortuna Köln und noch ein paar andere Größen der Branche so nennen. Doch auch wenn dieser Titel nichtmal für den Briefkopf taugt, er hätte was. Noch schöner wäre, Pokalsieger zu sein. Aber diese vermeintlich letzte Etappe wäre doch noch ein gutes Stück weiter als die von Frankfurt nach Berlin.
Das Image: Graue Maus - das war über viele Jahre das Synonym für den VfL Bochum. Worüber besonders Arminia ziemlich froh war. Denn so war dieser Name wenigstens vergeben. Doch der großartigen sportlichen Erfolge speziell der jüngeren Vergangenheit zum Trotz will es Arminia nicht gelingen, die mediale und öffentliche Anerkennung zu erlangen, die sie verdient hätte. Bielefeld in Berlin: Nicht mal unter allergrößter Kraftanstrengung kämen das Fernsehen und ein Millionenpublikum am 29. April an Arminia vorbei.
Das Olympiastadion würde einen würdigen Rahmen bieten, wenn die kleine Arminia in Berlin den größten Erfolg ihrer 101-jährigen Vereinsgeschichte feiert.

Artikel vom 11.04.2006