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75 000 Bäumchen spendiert

Teutoburger Wald Verein schafft mit Pflanzaktionen etwas Bleibendes

Senne (oh). Üblicherweise sagen sich im ehemaligen Windelforst oberhalb des Senner Hellwegs, dem heutigen Bielefelder Stadtwald, nur Fuchs und Hase »Gute Nacht«. Anstatt auf ihre Artgenossen, trafen diese Tiere jetzt jedoch auf etwa 30 vergnügt im Erdreich buddelnde Menschen - Mitglieder der Bielefelder Ortsgruppe des Teutoburger Wald Vereins (TWV).

Bereits zum elften Mal in Folge haben sie in ihren Wanderplan einen ungewöhnlichen Termin im Frühjahr aufgenommen: schweißtreibende, gleichwohl fröhliche Arbeit im Wald. In Zusammenarbeit mit Mitarbeitern der Abteilung Forsten im städtischen Umweltbetrieb betreiben die Vereinsmitglieder nämlich praktischen Naturschutz, zumeist im Sennebereich.
»Wir wollen nicht meckern über Zerstörungen in der Natur, sondern selber aktiv etwas schaffen, das Bestand hat«, sagt Kurt Hohndorf, Vorsitzender der TWV-Ortsgruppe Bielefeld. Tausende von jungen Bäumen haben die Freiwilligen inzwischen in unterschiedlichen Bereichen des Stadtwaldes gepflanzt - und die Kosten für die 50 bis 80 Zentimeter »großen« Setzlinge ebenfalls übernommen.
»So viele Bäumchen wie am vergangenen Samstag haben wir aber in all den Jahren noch nie gepflanzt«, sagt stolz Marlies Rethmeier, Pressewartin des Teutoburger Wald Vereins. Insgesamt 4000 junge Stieleichen und Buchen hat die Bielefelder Ortsgruppe in diesem Jahr gekauft. Anschließend spuckten die Freiwilligen mächtig in die Hände, griffen zum Spaten und innerhalb von vier Stunden waren 1850 Stück dieser »angehenden Baumriesen« unterhalb des Hahnenkamps in die Erde gesetzt. Den Rest übernehmen jetzt die Mitarbeiter von Stadtförster Herbert Linnemann aus dem Umweltbetrieb.
Linnemann ist über den jährlichen Arbeits- und Finanzeinsatz der Vereinsmitglieder mehr als zufrieden. Ist es doch eine enorme Summe, die im Laufe der Jahre seinen Etat entlastet hat und anderweitig eingesetzt werden kann. »Wenn man pro Pflanze 50 Cent allein als Lohnkosten für das Pflanzen ansetzt, kann sich jeder leicht ausrechnen, was wir durch die freiwillige Arbeit des Vereins einsparen«, sagt der Stadtförster.
Welchen Gesamtwert im Laufe der Jahre diese und ähnliche Maßnahmen des TWV erbracht haben, hat er in einer kleinen »Buchführung« aufgelistet. 1989 einmalig und seit 1996 dann regelmäßig jedes Jahr, haben die Wander- und Naturfreunde gemeinsam mit den Mitarbeitern der städtischen Forstabteilung im Umweltbetrieb Pflanzmaßnahmen durchgeführt.
Insgesamt 15,2 Hektar wurden bepflanzt oder wieder aufgeforstet. Etwa 75000 Bäumchen, die zum Teil schon zu echten Schattenspendern herangewachsen sind, wurden vom TWV finanziert. »Das macht zusammengenommen eine Summe von 19232 Euro aus, die die Stadt durch Pflanzen und Pflanzung einsparen konnte«, sagt Linnemann.
Das Ziel der städtischen Forstverwaltung, die Waldbewirtschaftung in diesem Bereich mit Birken-Eichenwald und Buche naturnah zu betreiben, erfährt durch das Engagement des TWV große Unterstützung. »Nach der großflächigen Waldzerstörung in diesem Gebiet im Mittelalter wurde in den darauf folgenden Jahren auf den armen Sandstandorten die gut wachsende Kiefer und gelegentlich auch die Fichte angepflanzt«, erklärt Herbert Linnemann. »Aber Nadelholz-Reinbestände sind meist gegen Schädlinge und Schadfaktoren anfälliger als naturnahe Mischbestände.«
Auf der jetzt ausgewählten 0,8 Hektar großen Fläche zwischen Hahnenkamp und Senner Hellweg standen bisher ausschließlich mehr als 80-jährige Kiefern. Das Gelände wurde Anfang des Jahres durchforstet und etwa 50 Festmeter Holz herausgeholt. Dadurch ist jetzt genügend Licht für die Nachpflanzung mit 1500 Stieleichen und 2500 Buchen.

Artikel vom 11.04.2006