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Führerscheinprüfung vor dem Abistress

WESTFALEN-BLATT-Serie - Folge 3: Fahrerlaubnis mit 17  bei Jugendlichen immer beliebter

Von Malte Samtenschnieder
(Text und Fotos)
Brackwede (WB). »Der Führerschein ab 17 ist eine tolle Sache.« Obwohl Nicole Bender (16), Annika Rathnau (17) und Alexander Reker (17) nach Ablegen ihrer Fahrprüfungen bis zur Vollendung des 18. Lebensjahres nur in Begleitung hinters Steuer eines Autos dürfen, überwiegen für sie die Vorteile der im Oktober 2005 eingeführten Neuregelung. Wie alle, die das WESTFALEN-BLATT in seiner Serie über junge Menschen aus dem Bielefelder Süden vorstellt, sind die drei: »Ganz schön auf Zack«.

»Ich will den Führerschein in der Tasche haben, bevor nächstes Jahr der Endspurt fürs Abitur beginnt«, sagt Annika Rathnau aus Senne, die derzeit am Gymnasium Am Waldhof die elfte Klasse besucht. Jetzt sei es noch gut möglich, die benötigte Zeit für theoretischen und praktischen Unterricht mit ihrem Schulstundenplan in Einklang zu bringen. »Ob man mit 17 oder 18 beginnt, macht bei der Führerscheinausbildung keinen Unterschied«, ergänzt Fahrlehrer Thomas Ludwig. Die Inhalte seien identisch. Zwölf besondere Ausbildungsfahrten seien für die Klasse B gesetzlich vorgeschrieben. Hinzu kämen bis zu 30 Grundstunden. Dabei werde der Schüler auch mit der Bedienung des Fahrzeugs vertraut gemacht.
Für die Überprüfung des Ölstands und andere regelmäßige Wartungstätigkeiten am Auto ist Nicole Bender aus Brackwede bereits Expertin. Noch mit 16 Jahren begann sie, erste Fahrstunden zu nehmen. Dass sie nach der für Ende Mai geplanten Prüfung - »Dann werde ich 17« - zunächst ein Jahr nur in Begleitung fahren darf, nimmt die Elftklässlerin der Gesamtschule Rosenhöhe gelassen: »Alleine hätte ich das Auto am Anfang sowieso nicht bekommen.«
Wesentlicher Unterschied zwischen dem Führerschein ab 17 und einer regulären Fahrerlaubnis ist die Begleitpersonenregelung. »Dabei sollen sich Eltern, die zumeist diese Rolle übernehmen, aber keinesfalls als Fahrlehrer aufspielen sondern allenfalls beratend zur Verfügung stehen«, erläutert Thomas Ludwig. Häufig reiche schon allein die Anwesenheit einer Autoritätsperson, um die »Hauptsünden« von Fahranfängern in den Griff zu bekommen. »Kaum jemand tritt voll aufs Gas, fährt zu dicht auf oder rast bei Rot über eine Ampel, wenn Mutter oder Vater daneben sitzen.«
Erste Erfahrungen im »begleiteten Fahren« hat Alexander Reker aus Brackwede bereits vorzuweisen. Vor wenigen Tagen erhielt der 17-Jährige die begehrte vorläufige Prüfbescheinigung. Bisher sei alles sehr entspannt verlaufen. »Früher hat mich meine Mutter zur Schule gefahren, jetzt sitzt sie auf dem Beifahrersitz und ich chauffiere sie«, beschreibt er den erfolgreichen Rollentausch.
Insgesamt bewertet Fahrlehrer Thomas Ludwig die seiner Meinung nach überfällige Einführung des Führerscheins ab 17 als positiv. In anderen europäischen Staaten dürften Jugendliche oft noch früher ans Steuer. Sinnvoll sei jedoch, dass die zweijährige Probezeit weiterhin erst mit dem 18. Geburtstag einsetze. »Dann haben die Fahranfänger, die mit 17 ihre Prüfung abgelegt haben, schon ein Jahr Übung. Das zahlt sich aus.«
Lesen Sie in der vierten Folge in der kommenden Woche, warum Isabel Latussek (18) aus Senne ihr Hobby »Musik« zum Beruf machen möchte.

Artikel vom 14.04.2006