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Menschen in
unserer Stadt
Christian Klieber
Küster

»Ich gehöre sehr wahrscheinlich zu einer aussterbenden Spezies«, sagt Christian Klieber (38) und schaut etwas wehmütig. Der gebürtige Steinhagener ist Küster der Jesus-Christus-Gemeinde in Sennestadt - einer der letzten mit Vollzeit-Stelle. Denn der allgemeine Trend geht in eine andere Richtung: »Die Kirche hat wenig Geld, da werden auch Küster-Stellen immer häufiger ehrenamtlich besetzt.«
Klieber findet diese Entwicklung »schade und gefährlich«, denn manches, was ein Küster leiste, könne ehrenamtlich nicht kompensiert werden. Die Betreuung des Gottesdienstes sei machbar, aber gerade bei größeren Veranstaltungen wie Gemeindefesten brauche man jemanden, der den organisatorischen Überblick behalte und wisse, wo alles steht. »Es ist ein wenig paradox. Wegen der vielen Austritte muss die Kirche eigentlich attraktivere Angebote machen, bei deren Organisation ein Küster gut gebraucht werden könnte. Stattdessen wird aber immer mehr Personal eingespart.«
Zu seinem Kirchenamt kam Klieber vor knapp acht Jahren nach einigen Umwegen. Zunächst studierte er BWL an der Universität Bielefeld und arbeitete anschließend drei Jahre freiberuflich in der Marktforschung. »Eigentlich das, was ich immer wollte. Doch dann habe ich gemerkt, dass man nicht nur die Datenerhebungen, sondern auch sich selbst vermarkten und Kunden Dinge aufschwatzen sollte, die diese eigentlich nicht brauchen. Insgesamt lag mir das wohl nicht so richtig.«
Sein Herz für wohltätige Arbeit entdeckte Klieber trotzdem bei seinem alten Job, denn: »Ein Projekt für das DRK hat mir damals viel Spaß gemacht.« Als er dann die ausgeschriebene Küster-Stelle sah, schlug er zu. »Ich musste aber zweimal zum Vorstellungsgespräch, weil alle aufgrund der Vorgeschichte dachten, dass es mir nicht dauerhaft ernst mit der Bewerbung ist.«
Seither ist Klieber in der Sennestädter Gemeinde »Mädchen für alles«, vom Stühle aufstellen bis zu klassischen Hausmeister-Tätigkeiten. »Vor meiner Küster-Tätigkeit bin ich nie regelmäßig in die Kirche gegangen«, sagt er. Heute bedauert er dies manchmal. Denn: »Die Zufriedenheit, die ich in diesem Job habe, hätte ich schon viel früher haben können.« Peter Monke

Artikel vom 11.04.2006