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Rekord: 76-Jähriger holt
sein 55. Sportabzeichen

Radfahren und Skilanglauf halten Werner Rethorst fit

Von Christian Althoff
Oerlinghausen (WB). In seinem Alter haben andere Menschen künstliche Hüftgelenke und kommen beim Treppensteigen aus der Puste. Von solchen Folgen des Älterwerdens ist Werner Rethorst verschont geblieben: Der 76-jährige Rentner hat jetzt zum 55. Mal das Deutsche Sportabzeichen bestanden - Rekord in NRW!
Sein erstes Sportabzeichen war zwölf Seiten stark und trug ein Passbild, sein 55. (r.) war deutlich schlichter.
Werner Rethorst (l.) in den 50er Jahren als junger Mann mit Lorbeerkranz bei einem Wettkampf in Verden an der Aller.

Körperliche Bewegung hat der Senior aus Oerlinghausen (Kreis Lippe) zeitlebens nicht als Last empfunden - und das habe ihn fitgehalten, sagt er. »Wenn meine Frau und ich in den 60er Jahren zum Tanzen wollten, mussten wir zehn Kilometer laufen - und denselben Weg wieder zurück.«
Schon als 20-Jähriger war Rethorst in seiner Heimatstadt Dissen in den Turn- und Sportverein eingetreten. Als Mitglied der Handballabteilung spielte er Ende der 50er Jahre in der Landesliga, mit Übungen wie dem Riesenfelgumschwung am Reck, Flick-Flack mit halber Drehung, Salto vorwärts und rückwärts nahm Rethorst sechs Mal am Deutschen Turnfest teil. »Dabei schaffte ich es in Berlin im Mehrkampf bis auf den zwölften Platz.«
Als der Landessportbund NRW 1950 zum ersten Mal nach dem Krieg wieder das Deutsche Sportabzeichen anbot, legten landesweit 2785 Menschen die Prüfungen ab. Werner Rethorst war einer von ihnen. Er schwamm 300 Meter in 6:30 Minuten, sprang 5,68 Meter weit, lief 400 Meter in 57,7 Sekunden, stieß die Kugel 9,10 Meter weit und absolvierte 20 Kilometer auf dem Fahrrad in 41:50 Minuten. »Das war ein normales Rad, ohne Gangschaltung«, erinnert er sich. Dokumentiert sind die Leistungen seines ersten Sportabzeichens in einem zwölfseitigen Urkundenheft - mit Passfoto des Sportlers, sämtlichen Regeln und den individuellen Ergebnissen.
»Die nächsten 54 Urkunden waren dann weniger aufwendig«, schmunzelt der Rentner. Denn seit jenem Wettkampf im Oktober 1950 hat er sich jedes Jahr erneut den Kampfrichtern gestellt - zuletzt im Herbst, als er 200 Meter in 7:59 Minuten schwamm, aus dem Stand 1,78 Meter weit sprang, 50 Meter in 9,6 Sekunden lief, die Vier-Kilogramm-Kugel 6,90 Meter weit stieß und in 1:44 Stunden zehn Kilometer wanderte. »Dabei bin ich nie an meine Grenzen gegangen, denn ich sehe das nicht verbissen. Bewegung soll Spaß machen«, sagt der Hobbysportler, der seit 40 Jahren mit seiner Frau Hannelore in Oerlinghausen lebt und Jahrzehnte als Lacktechniker für die BASF in vielen Ländern unterwegs war.
Über den langen Winter hat sich der 76-Jährige mit Skilanglauf fitgehalten (»wir haben einen Wohnwagen in Winterberg«), im Sommer wird er wie seit Jahrzehnten mit seiner Frau auf dem Dümmer segeln. Radfahren und Schwimmen runden die Aktivitäten ab. »Natürlich merke ich, dass die Gelenke hier und da mal schmerzen«, sagt Werner Rethorst. Doch sich deshalb weniger zu bewegen, sei der falsche Rat, hat ihm sein Arzt gesagt. Deshalb macht der Senior weiter - auch mit dem jährlichen Sportabzeichen. »Mal sehen, vielleicht schaffe ich's ja bis zum 60.«, schmunzelt er.
www.sportabzeichen.de

Artikel vom 11.04.2006