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Platzeck am Tag danach

In 147 Tagen zermürbt


Zwei Hörstürze in kürzester Zeit, dazu noch ein Nervenzusammenbruch und ein Kreislaufkollaps - man muss Verständnis für Matthias Platzeck haben, dass er gesundheitliche Gründe anführt. Doch schon einen Tag nach seinem Rücktritt wird deutlich, dass der zehnte SPD-Nachkriegschef nicht allein mit Rücksicht auf seine Gesundheit die Brocken hingeschmissen hat.
Mit dem überraschenden Rücktritt vom Amt des SPD-Vorsitzenden hat der Ministerpräsident von Brandenburg keineswegs seinen schrittweisen Rückzug aus der Politik eingeläutet. Denn gestern kündigte er an, bei der Landtagswahl 2009 erneut als Spitzenkandidat der SPD antreten zu wollen und auf dem Parteitag am 1. Juli auch wieder für den SPD-Landesvorsitz zu kandidieren.
Den Brandenburgern sei ihr »Deichgraf« gegönnt, und Platzeck ist ja auch nicht der erste Politiker, der die Signale seines Körpers ignoriert. Doch drängt sich die Vermutung auf, dass der neuerliche Hörsturz ihm die willkommene Gelegenheit bot, das ungeliebte Amt abzugeben. Es hat gerade einmal 147 Tage gebraucht, bis die Genossen ihren Hoffnungsträger zermürbt haben. Platzeck hat nicht zuletzt dank seines Vorgängers Franz Müntefering immer mehr das Gefühl gehabt, dass sozialdemokratische Politik an ihm vorbei gemacht wurde. Wie nannte doch Platzecks Lebensgefährtin die parteiinternen Kritiker? »Intriganten«.
Noch Fragen? Dirk Schröder

Artikel vom 12.04.2006