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Fortsetzung von Seite 11
Egal, wo man in der Innenstadt von Beaune in den Weinkeller hinabsteigt: Man befindet sich in einem kilometerlangen Labyrinth unterirdischer Gänge. Nirgendwo auf der Welt ist die Lagerung von Millionen von Flaschen so perfekt kultiviert worden. Mit dem Bus können die Dörfer der Umgebung bereist werden, zum Beispiel Meursault oder Pommard. Beim Spaziergang durch die Weinberge sieht man immer wieder schöne Schlösser, in denen die reichen Winzer oder Besitzer der Weingüter wohnen. So lässt sich auch problemlos probieren - und wenn man dann endlich seine Wahl getroffen hat, fährt man die Verkaufsstellen an einem Tag mit dem Auto ab und »bunkert« die guten Tropfen.
Es gibt freilich auch Sehenswürdigkeiten in der Region, die nichts mit kulinarischen Genüssen zu tun haben. Zu ihnen zählt das Hôtel-Dieu in Beaune: Im Jahre 1443 legte der Kanzler des burgundischen Herzogs Philipp der Gute, Nicolas Rolin, den Grundstein für den Bau des Hospitals. Bis ins Jahr 1971 wurde es genutzt und auch heute noch sind Teile des alten Komplexes als Altersheim in Verwendung, während der Rest als Museum besichtigt werden kann und einen interessanten Einblick in die Krankenpflege der frühen Neuzeit gewährt.
Der Blick im Innenhof fällt auf Gebäude mit zahlreichen kunstvoll verzierten Erkern und ein mit bunten Schindeln gedecktes Dach. Das Hôtel-Dieu stellt ein typisches Bauwerk der flämischen Gotik dar.
Durch zahlreiche Stiftungen von Kunstwerken im Laufe der Jahrhunderte nahm die Prächtigkeit des Gebäudekomplexes weiter zu, sodass man nicht selten von einem Palast für die Armen sprach. Bereits Nicolas Rolin hatte Kunstwerke gestiftet und schaffen lassen. Am bedeutendsten ist sicherlich ein großes Polyptychon, welches einst in der Kapelle des großen Armensaales aufgestellt war.
Hinter dem Felsen von Solutré beginnt die Region Beaujolais. Das Image der Rotweine von dort hat arg gelitten, seit der Wettlauf um den ersten »Beaujolais primeur« jedes Jahr weltweit zum kommerziellen Spektakel verkam und oft mit Billigwein aus Massenproduktion bestritten wird.
In Romanèche-Thorins ist das Weinmuseum der Familie DubÏuf zu sehen. Dieser bekannte Winzer und Weinhändler hat die Gebäude einer ehemaligen Weinhandelsfirma gekauft. Die Empfangshalle des Museums präsentiert sich als Bahnhofshalle des 19. Jahrhunderts mit Fahrkartenschalter, Fahrplänen und einem Café.
Der Besuch erklärt auf sehr originelle Art und Weise die Geschichte des Weines, das Winzerjahr, das Anbaugebiet der verschiedenen Beaujolais-Weine, die Herstellung der Weinfässer, sowie der Weinflaschen und der Korken. Man versäume nicht, danach auf der anderen Straßenseite auch das Modelleisenbahn-Museum zu besuchen.
Nicht willkommen sind Touristen in Taizé. Bussen ist das Anhalten gar verboten worden. Bei dem Ort gründete Frère Roger 1940 eine internationale christliche Gemeinschaft. Die Brüder verpflichten sich, ein Leben lang materielle und spirituelle Güter zu teilen, in Ehelosigkeit zu leben und einen schlichten Lebensstil zu führen. Heute gehören zur ökumenischen Communauté an die hundert Brüder aus mehr als 25 Nationen, Katholiken wie Protestanten aus verschiedenen evangelischen Kirchen. Seit Ende der 50er Jahre kommen zunehmend Jugendliche nach Taizé. Zu Tausenden nehmen sie an den wöchentlichen Jugendtreffen mit Gebeten und Gesprächsgruppen teil.
Thomas Albertsen

Artikel vom 14.04.2006