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Die Königsklasse
ist »abgehakt«

Schalkes mageres 1:1 gegen Köln

Gelsenkirchen (dpa). Mirko Slomka war »extrem unzufrieden« und realistisch: »Wir müssen nicht mehr nach Bremen schauen. Das ist abgehakt«, sagte der Trainer des FC Schalke 04 mit Blick auf die Champions-League-Qualifikation.

Der Fußball-Lehrer war deprimiert, nachdem sein Team beim 1:1 (0:1) gegen den abstiegsgefährdeten 1. FC Köln mit einer kläglichen Vorstellung den dritten Platz verspielt haben dürfte. 2:2 gegen Wolfsburg, 1:1 in Duisburg, 1:1 gegen Köln - königsblaue Fußball-Herrlichkeit sieht anders aus. Trotzdem war Slomka »nicht verärgert, nur enttäuscht«.
Für diese Gefühlslage lieferten seine Spieler allen Grund. »Es ist egal, welche Stürmer wir bringen. Kevin, Ebbe, Sören - da sind wir einfach nicht präsent«, beschrieb Slomka das aktuelle Hauptübel: Es gibt keine Kreativität, Angreifer wie Kuranyi, Sand oder Larsen sind momentan zu sehr auf sich allein gestellt, weil es im Zusammenspiel an Inspiration mangelt: Schalke ist derzeit Mittelmaß.
Das liegt auch an Lincoln. Slomka nahm den brasilianischen Spielmacher ebenso frühzeitig vom Feld wie Nationalstürmer Kuranyi. Beide wirkten wie Fremdkörper - keine idealen Voraussetzungen vor dem Halbfinal-Hinspiel im UEFA-Cup am Donnerstag gegen den FC Sevilla. Über die Champions League, die ohnehin fast passé ist, verlor Slomka kaum ein Wort: »Wir sollten erst einmal darüber reden, besseren Fußball zu spielen.«
»Das ist nicht zu erklären«, schilderte Slomka beispielsweise den fatalen Aussetzer im Zusammenspiel von Keeper Frank Rost und Dario Rodriguez, der durch Lukas Podolski (»Entweder geht er rein oder auf die Tribüne«) mit dem 0:1 (45.) bestraft wurde. Wenigstens gelang dem eingewechselten Zlatan Bajramovic zehn Minuten vor dem Ende per Kopf noch der Schalker Ausgleich.
Die Schalker sind restlos verunsichert. Fünf Bundesligapartien ohne Sieg, die Leistungsträger nicht in Form, ein wegen seiner frühen Auswechslung verärgerter Lincoln - in der Schlussphase der WM-Saison ist Fußball »auf Schalke« Frust statt Lust.
Zufrieden waren auch die Kölner nicht. Sie wussten, dass sie den ersten Sieg in Gelsenkirchen seit 1993 nahezu leichtfertig vergaben. »Wir hätten ihn verdient gehabt«, meinte Podolski. Immerhin hielt die Serie, Köln ist vier Spiele lang ungeschlagen: »Die Mannschaft zeigt eine gewisse Konstanz. Ich spüre, dass dieser Weg zum Erfolg führen kann«, sagte Chefcoach Hanspeter Latour, der immer noch nicht aufgibt: Samstag kommt Duisburg zum Keller-Duell.

Artikel vom 18.04.2006