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Hausbesuche bei Mehrfachtätern

Im Kreis Paderborn kontrolliert ein Polizist die kriminelle Karriere

Von Bernhard Liedmann
Paderborn (WB). Mehrfach-Straftätern will die Paderborner Polizei jetzt stärker auf die Finger schauen.

In einer Kooperationsvereinbarung mit der Paderborner Staatsanwaltschaft bekommen Täter und Verdächtige nicht nur einen direkten »Sachbearbeiter« bei der Polizei, der beispielsweise auch durch Hausbesuche den Verfolgungsdruck erhöhen soll. Auch die Staatsanwaltschaft will die »Intensivtäter« stärker ins Visier nehmen. Leitender Oberstaatsanwalt Wolfgang Specht: »Ziel des Projekts ist es, den Kontroll- und Verfolgungsdruck deutlich zu erhöhen. Wir wollen die Intensivtäter aus ihrer Anonymität ziehen und damit ihr Entdeckungsrisiko steigern.«
Im Blickfeld stehen die Täter und Tatverdächtigen, die mehr als fünfmal straffällig wurden. Im Kreis Paderborn trifft dies aktuell auf 368 Täter zu, denen insgesamt 3 900 Delikte aus den Bereichen Eigentums- und Gewaltkriminalität zugeordnet werden. Von ihnen sind 138 jünger als 21 Jahre.
Ihre Straftaten werden künftig von ein- und demselben Polizeibeamten bearbeitet, der die kriminelle Karriere und die Persönlichkeit kennt. Tatort oder Art des Deliktes spielen fortan keine Rolle mehr bei der Zuordnung innerhalb der Polizei, jetzt bekommt jeder einen »Wachmann«, der beispielsweise gerade bei Jugendlichen auch durch regelmäßige Hausbesuche präventiv arbeiten kann. »Mehrfachtäter sollen einfach nicht zur Ruhe kommen«, betonte auch Paderborns Landrat Manfred Müller und setzt auf eine erhöhte Abschreckung.
Auch die Paderborner Staatsanwaltschaft will künftig diese spezielle Klientel zentral personenbezogen bearbeiten. Durch die gebündelte Weitergabe von Informationen durch die Polizei ist der jeweilige Staatsanwalt aktuell über den Täter und seine Verbrechen informiert. Dieses Konzept zur Bekämpfung von kriminellen Karrieren wird in Ostwestfalen-Lippe auch in den Kreisen Minden-Lübbecke und Gütersloh umgesetzt.

Artikel vom 08.04.2006