10.04.2006 Artikelansicht
Ausschnitt Zeitungsausschnitt
Drucken Drucken

 

Libero Nölke sagt »Danke« und »Tschüss«

Volleyball: Telekom Post SV muss in die Relegation

Bielefeld (WB). Die Zeiger der Uhr in der Almhalle standen auf 22.33 Uhr am Samstag Abend, da schmeckte den Spielern des Telekom Post SV das Gewinnerbier nicht mehr, wurde das fröhliche Feiern überschattet. Soeben war bekannt geworden, dass der eine Stunde zuvor errungene finale 3:1-Heimsieg über VC Marl praktisch wertlos geworden war, da auch die punktgleichen Bundesligareserven vom Dürener TV (in Dresslndorf) und Bayer Wuppertal (gegen Hörde) sich jeweils mit 3:2 durchgesetzt hatten. Der Volleyball-Regionalligist vom Teuto muss - wie schon die eigene »Zwote« - den Umweg über die Relegation nehmen.

Ein Spiel entscheidet also über die Klassenzugehörigkeit in 2006/07: Voraussichtlich am 7. Mai treffen die Telekom-Mannen in Bielefeld auf den Gewinner der Partie TSG Solingen - Union Lüdinghausen, die sich am 30. April duellieren.
Von Beginn an strahlte der Telekom Post SV den nötigen Siegeswillen aus und leistete sich in der Summe weniger technische Fehler als Marl. 19 Minuten dauerte der erste, 20 Minuten der zweite Satz. Beide gingen jeweils mit 25:18 an den Gastgeber. Im spannenden dritten Durchgang ließ die Souveränität nach, den Aktionen fehlte plötzlich die Präzision. Zwar verkürzte US-Boy Doug Soviero nochmal auf 23:24, doch nach 25 Minuten hieß es 25:23 für den VC Marl.
Der vierte Satz verlief wieder einseitig. Die Telekom-Mannen setzten sich auf 14:4 ab. Marls Gegenwehr ebbte ab, 25:8 nach 16 Minuten. Satz und Match Bielefeld. »Wie are the champions«, dröhnte aus den Boxen. »Wir haben da weitergemacht, wo wir in Delbrück aufgehört haben«, strahlte Spielertrainer Harald Pulina ob der »starken Mannschaftsleistung. Alle wussten, worum es geht. Wir haben um jeden Ball gekämpft«. Mit drei Siegen im Schlussakkord habe der Telekom Post SV bewiesen, dass er »zurecht in diese Liga gehört«.
Mittelblocker Matthias Heising zeigte es seinem früheren Coach zu Bockum-Höveler Zeiten Dieter Theis, jetzt VC Marl, schon zum zweiten Mal in dieser Saison und fand's »genial, wenn man bedenkt, wo wir vor dem 4. Avent mit zwei Pluspunkten standen«. Teammanager Wolfgang Horstmann freute sich über den dritten Sieg in Serie. »Die Jungs waren heiß. Wir haben unseren Zuschauern in dieser Saison zu Hause weiß Gott nicht viel geboten. Ich ärgere mich nur über den zweiten Satz. Da hat die Spannung nachgelassen. Marl ist nicht besser, wir sind schlechter geworden«.
Anschließend schnappte sich Libero Arnim Nölke das Mikro und überraschte seine Gefährten mit seinem offiziellen Abschied. Aus persönlichen und zeitlichen Gründen wolle er kürzer treten. Für jeden einzelnen seiner langjährigen Mitstreiter hatte Nölke ein spezielles Dankeschön-T-Shirt gefertigt. Aus den geröteten Augen des 31-Jährigen kullerten Tränen. »Ein berühmter Sportler hat mal gesagt, Wimbledon sei sein Wohnzimmer. Für mich ist die Almhalle in den zurückliegenden 24 Jahren zum Wohn-, Ess-, Schlaf- und Arbeitszimmer geworden«, sagte der Pädagoge wehmütig.
»Arnim hat viel für den Verein getan. Wir müssen das erstmal so akzeptieren«, nahm Abteilungsleiter Wolfgang Stender den »Abschied« Augen zwinkernd hin. Auch ein Jan Strate hatte sich ja mal so verabschiedet . . .
»Das Finden dieser Mannschaft ist zu spät erfolgt«, bedauerte Wolfgang Stender, dass das Saison-Happyend vertagt werden musste. Im Ringlokschuppen (Horstmann: »Bis das Licht anging«) schwor sich das Team auf die Relegation am 7. Mai in Bielefeld ein. Angesichts der sichtbaren Steigerung in der Rückrunde herrsche »vorsichtiger Optimismus«, auch in der kommenden Spielzeit in der Regionalliga West spielen zu dürfen. »Dieses Ziel eint uns alle«, bekräftigt Horstmann.
Telekom Post SV: Arnim Nölke, Harald Pulina, Caesar Schmidt, Matthias Heising, Sebastian Hellwig, Doug Soviero, Daniel Wirausky, Yorck Schröder. Jan Strate. Nicht eingesetzt: Henning Barton, Sebastian Poltrock, Axel Radtke.

Artikel vom 10.04.2006