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Jeder Dritte erkrankt, aber
die meisten wissen's nicht

Schilddrüsen-Check - Aktionswoche läuft bis Ende April


Bielefeld (sas). Jeder dritte erwachsene Bundesbürger hat krankhafte Veränderungen an der Schilddrüse. Und zumeist ahnt er nichts davon, so das Ergebnis der weltweit größten Bevölkerungsstudie, die an fast 100 000 Menschen in Deutschland durchgeführt wurde.
Jedes Jahr werden 120 000 Patienten an der Schilddrüse operiert, weitere 60 000 müssen sich einer Radiojodtherapie unterziehen - in aller Regel, weil ihre Schilddrüsenerkrankung zu spät diagnostiziert wurde. Als Beitrag zur Früherkennung hat die Initiative »Papillon« zur ersten bundesweiten Schilddrüsenwoche aufgerufen. Vom 24. bis 30. April haben die Bielefelder die Chance, ihre Schilddrüse vom Arzt abtasten zu lassen.
Bundesweit sind 10 000 Hausärzte an der Aktion beteiligt, die Mediziner, die in Bielefeld daran teilnehmen, werden rechtzeitig mit Aushängen in ihrer Praxis darauf aufmerksam machen. Unter dem Motto »Ihre Schilddrüse in guten Händen« werden sie den Hals ihrer Patienten abtasten, um Veränderungen zu entdecken, um Vergrößerungen des Organs und Knoten aufzuspüren. Werden Veränderungen der Schilddrüse rechtzeitig erkannt, reicht in aller Regel eine medikamentöse Therapie, um das Organ zu entlasten und sein Wachstum frühzeitig zu stoppen.
Parallel zum Check beim Arzt bietet »Papillon« - so benannt nach der Schmetterlingsform des Organs - die Chance, unter einer Hotline-Nummer Fragen zu stellen. Von 9 bis 16 Uhr können in der Aktionswoche Ende April unter 069 / 63 80 37 27 allgemeine Fragen gestellt werden, die Zeit von 16 bis 18 Uhr ist für die ärztliche Beratung reserviert.
Die Ursache für die Häufigkeit von Schilddrüsenerkrankungen liegt in chronischem Jodmangel. Die letzte Eiszeit vor 20 000 Jahren hat ganz Mitteleuropa, vor allem aber Deutschland, zum Jodmangelgebiet gemacht: Beim Abschmelzen der Gletscher wurde das Spurenelement aus dem Boden gewaschen. Statt der erforderlichen 150 bis 300 Mikrogramm täglich nimmt der Körper über die Nahrung nur 70 Mikrogramm Jod auf. Um dieses »Bisschen« optimal zu nutzen, vergrößert sich die Schilddrüse krankhaft, es kommt zum Kropf, der den Betroffenen oft erst mit der Zeit, wenn er unter Schluckbeschwerden leidet oder der Kragen zu eng wird, auffällt.
Daneben gibt es Unter- und Überfunktionen der Schilddrüse - mit Auswirkungen auf die Befindlichkeit wie Müdigkeit, Konzentrationsstörungen und Herzrasen, Haarausfall, Gewichtszu- oder -abnahme -; es kann zu heißen (aktiven) oder kalten Knoten (mit Krebsrisiko) kommen.

Artikel vom 19.04.2006