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Frauen-Power in der DTM

Audi und Mercedes starten Kopf-an-Kopf-Rennen schon in Hockenheim

Hockenheim (dpa). Doppelt hält auch in der DTM besser: Mit zwei früheren Formel-1-Stars, zwei ambitionierten Frauen und zwei Marken will das Deutsche Tourenwagen Masters in der Saison durchstarten.

Auch wenn nach dem Ausstieg von Opel nur noch Audi und Mercedes in dieser Rennserie antreten, sind Spannung und Spitzensport garantiert. Das traditionell auf dem Grand-Prix-Kurs in Hockenheim stattfindende Auftaktrennen am Sonntag (Start: 14 Uhr/ARD) liefert einen ersten Eindruck über das Kräfteverhältnis.
Mika Häkkinen ist nicht nur der Star, sondern auch der Favorit im Lager der Silberpfeile. Der zweimalige Formel-1-Weltmeister fühlt sich nach überzeugender DTM-Lehrzeit reif für sein Meisterstück. »Ich will möglichst viele Rennen gewinnen und den Titel holen«, sagte der 37 Jahre alte Finne. So optimistisch geht Heinz-Harald Frentzen nicht in seine erste Saison mit Audi. Der ehemalige Vize-Weltmeister in der Königsklasse des Motorsports konnte in seinen beiden Jahren bei Opel selten überzeugen.
Frentzen verdankt seine Bewährungschance bei Audi mehr seiner Popularität und seinem Marktwert als seinem Können. »Dieses Jahr sollte es endlich mit dem ersten Sieg klappen. Aber vom Titel will ich noch nicht reden«, vermied der Mönchengladbacher große Ankündigungen. Zudem ist der von einem Hexenschuss geplagte Frentzen alles andere als fit. Es entscheidet sich erst nach abschließenden Behandlungen, ob er auf dem Hockenheimring überhaupt fahren kann.
Im Gegensatz zu Häkkinen trägt Frentzen bei Audi nicht die Favoritenbürde. Bei den Bayern dürfte das skandinavische Duo Mattias Ekström und Tom Kristensen im Titelrennen die Hauptrolle spielen. Der schwedische Ex-Meister Ekström, im Vorjahr von Mercedes-Mann Gary Paffett entthront, kündigte Revanche an: »Ich will mir den Titel zurückholen.« Sein dänischer Markenkollege Kristensen, immerhin siebenfacher Rekordsieger des Langstreckenklassikers Le Mans, hat ebenfalls gute Chancen.
Bei den Schwaben zählen neben Häkkinen Bernd Schneider (St. Ingbert), mit 29 Siegen der nach Tourenwagen-Rekordmeister Klaus Ludwig (Roisdorf/31 Siege) erfolgreichste DTM-Pilot, der frühere französische Formel-1-Fahrer Jean Alesi und der Brite Jamie Green zu den Hoffnungsträgern. Paffett wechselte als Testpilot zum Formel-1-Team McLaren-Mercedes und kann seinen Titel nicht verteidigen.
Dass sich die Frauen-Power auf Anhieb durchsetzen kann, ist unwahrscheinlich. Da Vanina Ickx und Susie Stoddart zudem mit alten Modellen debütieren, dürften sie trotz ihres in anderen Serien bewiesenen Talents eher schillernde Farbtupfer sein. »Ich fühle mich bei Audi wie eine Prinzessin«, sagte die Belgiern Ickx: »Ein Traum wird wahr. Nun muss ich zeigen, dass ich den Platz verdient habe.« Trotz aller Freude macht sich auch die smarte Schottin Stoddart keine Illusionen über eine charmante Sonderbehandlung durch ihre männlichen Kollegen: »Meine Teamkameraden haben mich sehr nett aufgenommen, aber ich weiß, dass das im Rennen anders sein wird.«
Quantitativ und qualitativ halten sich Audi und Mercedes die Waage: Beide Hersteller treten mit je zehn Fahrern und einer Mischung aus Routiniers und Nachwuchstalenten an. Je nach Streckencharakteristik dürfte bei den zehn Saisonrennen, davon vier im Ausland, die eine oder andere Marke die Nase vorn haben. Alles andere als ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Titel bis zum Schluss wäre eine Überraschung.

Artikel vom 08.04.2006