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Neue Heimat für Frösche, Fische, Vögel

Fortschritte bei Renaturierung der Teichanlage »Ravensberger Bleiche« - Info-Tafel erklärt Ziele

Von Markus Poch(Text und Fotos)
Ummeln (WB). Die letzte Lücke in einer Perlenkette aus wichtigen Feuchtbiotopen entlang der Lutteraue ist dabei, sich zu schließen. Mit Genugtuung betrachtet Dietmar Althaus vom Umweltamt den neuen, etwa 7500 Quadratmeter großen »Südsee« zwischen Dünenweg und Wipperstraße in Ummeln. Hier, auf dem Gelände der ehemaligen Ravensberger Bleiche, sollen schon bald seltene Amphibien-, Fisch- und Vogelarten wieder heimisch werden.

Für den ahnungslosen Betrachter sieht der Biotop noch sehr armselig aus - wie eine große Pfütze inmitten einer sandigen Ebene. »Das Gewässer, das wir im Herbst 2004 ausgehoben haben, erlebt gerade erst seine zweite Wachstumsperiode«, erklärt Althaus. »Es entwickelt sich sehr positiv. Die ersten Grasfrösche, Erdkröten und verschiedene Libellenarten haben sich bereits angesiedelt. Im Mai/Juni wollen wir zwei Fischarten, Moderlieschen und Bitterlinge, sowie Teichmuscheln dort aussetzen.« Außerdem sei geplant, etwas Ufervegetation zu pflanzen - als Schutz für Amphibien und Fische vor Reihern und Kormoranen. »Alle anderen Tier- und Pflanzenarten werden sich dann von selbst ansiedeln - antransportiert über das Gefieder von Wasservögeln.«
Dietmar Althaus rechnet damit, dass Berg- und Teichmolch dort schon bald ein neues Zuhause finden, vielleicht sogar die vom Aussterben bedrohte Knoblauchkröte, die sich in dem sonst in der Region sehr seltenen, sandigen Terrain wohl fühlen könnte. Je nach Futterangebot werden auch die Eisvögel nicht lange auf sich warten lassen.
Der bis zu 2,20 Meter tiefe Südsee wird ausschließlich von Grundwasser gespeist. Für 29 000 Euro ließ die Stadt 10 500 Kubikmeter Boden bewegen und damit im Umfeld die künstliche Teichanlage »Ravensberger Bleiche« auffüllen. Im 19. Jahrhundert wurden hier Stoffe in verschiedenen Becken industriell gebleicht. Das Wasser stammte aus der dafür aufgestauten Lutter. Zuletzt war das 25 000 Quadratmeter große Teichgelände vom Sportfischereiverein Ummeln genutzt worden, der nach Brockhagen ausweichen musste. Heute fließt die Lutter ungestaut am neuen Biotop vorbei, ermöglicht ihren eigenen Bewohnern ungehinderten Durchgang.
Wichtige Erläuterungen zum Projekt »Südsee« sind seit Freitag auf einer Info-Tafel am äußersten Ende des Dünenweges zusammengefasst. Der Biotop ist von dort aus einsehbar, wurde jedoch zum Schutz vor Störungen umzäunt. Bei der Stadt ist vorgesehen, den Dünenweg entlang des Südsees für Fußgänger bis zur Wipperstraße zu verlängern.
Doch so schön die Nachricht vom grünen »Lückenschluss an der Lutteraue« auch klingt, eines ist gewiss: Die geplante Trasse der Autobahn 33, die unweit des Südsees verlaufen soll, wird eine neue, schmerzliche Lücke in die Perlenkette aus Biotopen reißen.

Artikel vom 08.04.2006